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Substitution statt Delegation: Mehr Verantwortung für die Pflege

Es braucht eine Gesundheitsreform, die die Pflege aufwertet und Substitution statt Delegation fördert. Elisabeth Scharfenberg schreibt im Blog auf Altenheim Online, dass es höchste Zeit dafür ist.

Elisabeth Scharfenberg
Foto: Michael Farkas Elisabeth Scharfenberg ist Pflegeexpertin. Von 2005 - 2017 war sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie einen Kommentar unten in das Kommentarfeld!

Von Elisabeth Scharfenberg

In unserer Welt sollte die Gesundheit und Pflege einen viel höheren Stellenwert haben. Pflegefachpersonen sind hier diejenigen, die Tag für Tag das Wohl der Patient:innen und Bewohner:innen sicherstellen. Ihr Engagement, ihr Fachwissen und ihr Einsatz sind die Eckpfeiler eines funktionierenden Gesundheits- und Pflegesystems. Leider stößt gerade die Pflege regelmäßig an eine gläsere Decke.
Ein zentrales Thema, das in der Pflegebranche zu Recht immer wieder aufkommt, ist die Frage der Verantwortung und Autonomie. Pflegefachpersonen sind hochqualifizierte Expert:innen, die eine breite Palette von Aufgaben bewältigen können. Doch allzu oft werden sie aufgrund von veralteten Hierarchien und bürokratischen Barrieren daran gehindert, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
Die Pflege ist keine Fußnote im Gesundheitswesen, sondern eine eigenständige und hochkompetente Profession. Es ist höchste Zeit, dass wir Pflegefachpersonen auf Augenhöhe mit den Ärzten arbeiten lassen. Das bedeutet nicht, dass Pflegefachpersonen generell ärztliche Aufgaben übernehmen sollten, sondern vielmehr, dass sie die Autonomie erhalten, die sie benötigen, um effektiv und effizient arbeiten zu können.

Das Konzept der Substitution statt Delegation

Ein Konzept, das hier ins Spiel kommt, ist die “Substitution statt Delegation”. Statt Aufgaben zu delegieren und Pflegefachpersonen zu Schattenarbeiter:innen zu machen, sollten wir stattdessen die Verantwortung auf diejenigen übertragen, die über das erforderliche Fachwissen verfügen. Wenn eine qualifizierte Pflegefachperson in der Lage ist, eine Aufgabe eigenständig und sicher auszuführen, dann sollte sie die Möglichkeit haben, dies auch ohne die ständige Einbeziehung eines Arztes zu tun.
Es ist an der Zeit, dass wir unsere Pflegekräfte als die Expert:innen anerkennen, die sie sind. Wir sollten ihnen die Verantwortung und Autonomie geben, die sie verdienen, und sie nicht länger durch bürokratische Hürden und veraltete Hierarchien behindern. Eine Reform des Gesundheitswesens, die die Pflege aufwertet und die Substitution statt Delegation fördert, ist nicht nur eine Forderung der Pflegekräfte, sondern eine dringend benötigte Verbesserung für die Gesundheits- und Pflegeversorgung insgesamt.
Wir müssen die Pflegebranche nicht nur unterstützen, sondern auch aktiv dazu beitragen, dass sie die Verantwortung erhält, die ihr zusteht. Denn wenn wir dies tun, werden wir nicht nur die Pflege revolutionieren, sondern auch die Gesundheitsversorgung auf ein neues Niveau heben. Die Zeit für Veränderungen ist jetzt gekommen. Wir leiden an einem Fachkräftemangel in der Pflege, so dass wir gut daran tun, die Pflege an sich aufzuwerten. Außerdem schließen immer mehr Hausartzpraxen und finden keinen Nachwuchs. Worauf warten wir also?