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Steigende Personalkosten: Pflegeheime stehen vor einem Dilemma

Der Bundesverband der kommunalen Senioren-und Behinderteneinrichtungen (BKSB) warnt wegen steigender Personalkosten vor einem Dilemma für Pflegeheime. Einerseits sei es richtig und auch notwendig, die Beschäftigten besser zu bezahlen, andererseits steigen dadurch die Eigenanteile der Bewohner:innen und treiben diese in die Sozialhilfe. Weitere Gehaltssteigerungen und das neue Personalbemessungsverfahren würden die Situation weiter verschärfen.

Pflegekraft hält die Hand älterer Dame im Rollstuhl
Foto: AdobeStock/Photographe.eu Die Personalkosten in der Pflege steigen und mit ihnen die Eigenanteile der Bewohner:innen. Immer mehr rutschen in die Sozialhilfe ab. Pflegeheime fühlen sich in der Zwickmühle.

Die Personalkosten in der Pflege steigen rasant, schreibt der BKSB in einer aktuellen Pressemitteilung und warnt vor den Konsequenzen für kommunale Pflegeheime.  Diese seien dem TVöD angeschlossen. Die Tarifvertragsparteien haben sich neben einer Inflationsausgleichszahlung auf weitere Gehaltssteigerungen in 2024 verständigt. Mit Umstellung auf das neue Personalbemessungsverfahren gelten außerdem neue Personalschlüssel und die zusätzlichen Fach und Hilfskräfte – wenn sie denn rekrutierbar sind – werden künftig ebenso in die Pflegesätze eingepreist, so der BKSB in der Pressemeldung weiter.

“Natürlich ist das grundsätzlich richtig! Gute Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen sind wesentliche Faktoren zur Erhöhung der Attraktivität des Pflegeberufs. Aber bei der Finanzierung des Ganzen versagt das deutsche Pflegesystem”, so Alexander Schraml, Vorsitzender des BKSB. Zwar seien Kostensteigerungen auf allen Ebenen zu vermerken, Preistreiber seien jedoch in erster Linie die pflegebedingten Personalkosten.

Zuschläge, die Bewohner:innen entlasten sollen, greifen nicht

Laut Schraml greifen die Zuschläge der Bundesregierung nicht. Diese sind von der Dauer des Heimaufenthalts abhängig. Doch die durchschnittliche Verweildauer im Heim sei rückläufig. Nach einem Jahr lebe nur noch die Hälfte der Pflegebedürftigen im Pflegeheim. Währenddessen steigt einer BKSB-internen Umfrage zufolge der durchschnittliche Anteil an sozialhilfebedürftigen Bewohner und Bewohnerinnen in kommunalen Häusern weiter an: von 45 Prozent in 2022 auf mittlerweile fast 47 Prozent. “Das ist besorgniserregend”, findet Schraml.

Zwischen Personalmangel und finanzieller Not der pflegebedürftigen Menschen

Die Einrichtungen stünden vor einem Dilemma. Auf der einen Seite müssten sie Pflegekräfte akquirieren und an das Unternehmen binden, auf der anderen Seite müssten sie in regelmäßigen Abständen mit einem Erhöhungsschreiben an die Bewohner:innen herantreten, fasst der BKSB diese Zwickmühle zusammen. Hinzu komme, dass es kaum möglich sei, den Bewohner:innen und Angehörigen die Systematik hinter den Pflegesätzen zu erklären.

Der BKSB fordert erneut eine umfassende Reform der Pflegeversicherung mit angemessenen Kosten für Pflegebedürftige.

Ein Bündnis aus Sozial-, Wohlfahrts- und Pflegeverbänden sowie Gewerkschaften warnte kürzlich vor zunehmender Armut pflegebedürftiger Menschen und fordert die Bundesregierung auf, mit einer Pflegevollversicherung gegenzusteuern.