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Mehrheit der Bevölkerung ist für Pflegevollversicherung

Eine große Mehrheit der Bevölkerung (81 Prozent) befürwortet den Ausbau der gesetzlichen Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung. Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Bündnisses für eine solidarische Pflegeversicherung ergeben.

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Foto: PeterAtkins/AdobeStock Pflege ist kostenintensiv: Derzeit müssen Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Aufenthaltes in einem Pflegeheim durchschnittlich rund 2.700 Euro pro Monat selbst aufbringen.

Der Studie zufolge sprach sich angesichts der Kosten eine große parteiübergreifende Mehrheit (81 Prozent) für den Ausbau der Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung aus. Unter SPD-Wählerinnen und Wählern waren es 79 Prozent, bei den Grünen-Anhängern 82 Prozent, und auch Unions- und FDP-Wähler befürworten zu drei Vierteln eine Pflegevollversicherung, die analog zur Krankenkasse alle Pflegekosten übernähme.

Für die repräsentative forsa-Erhebung von Anfang August wurden 1.010 Personen über 18 Jahre online zur Pflege und anderen Themen befragt. Für eine Pflegevollversicherung müssten die Beiträge deutlich steigen oder die zusätzlichen Ausgaben mit staatlichen Milliarden-Zuschüssen finanziert werden.Die Ergebnisse wurden am Donnerstag vorgestellt.

Ohne Änderungen wird Pflege zur Armutsfall

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes: „Wenn die Pflegeversicherung nicht endlich solidarisch ausgebaut wird, werden immer mehr Menschen von den hohen Kosten bei Pflegebedürftigkeit kalt erwischt. Pflegebedürftigkeit entwickelt sich immer mehr zu einer regelrechten Armutsfalle. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung die Pflegeversicherung aus der Sackgasse holt und den Menschen mit einer Pflegevollversicherung Sicherheit gibt.“

Sylvia Bühler, Verdi, betonte, dass die bisherige Logik durchbrochen werden müsse, “wonach jede Verbesserung bei Arbeitsbedingungen und Löhnen bei den Beschäftigten automatisch zu höheren Kosten für die Pflegebedürftigen führt”. Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Präsidiums der Arbeiterwohlfahrt kann nicht nachvollziehen, wie ausdauernd die Politik sich der Realität in der Pflege verweigere. Erst kürzlich hatte sich NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann für ein alternatives Finanzierungssystem ausgesprochen.

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa, hat zwar auch eine auskömmliche Finanzierung von Pflegeleistungen gefordert. Zugleich warnte sie am Donnerstag vor einer Überfrachtung der Pflegeversicherung. Sie müsse zwar so weiterentwickelt werden, dass sie auch bei langandauernder Pflegebedürftigkeit die notwendigen Leistungen abdecke. „Aber wir brauchen kein Erbenschutzprogramm“, betonte die Welskop-Deffaa. Wer alt und krank sei, habe das Recht, sein Vermögen für die Pflege aufzuzehren, sagte sie. Die Caritas-Chefin erklärte, alte Menschen wünschten sich, ihren Nächsten nicht zur Last zu fallen und ihr Erspartes vererben zu können. Doch gebe es gute Pflege nicht zum Nulltarif.

Hintergrund: Dem Bündnis für eine Pflegevollversicherung gehören unter anderem der Paritätische Gesamtverband, der DGB, Verdi, der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Sozialverband Deutschland (SoVD), der Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen, der Deutsche Frauenrat, BIVA-Pflegeschutzbund, die Volkssolidarität und AWO an. Das Bündnis setzt sich für  eine Pflegeversicherung ein, die alle pflegebedingten Kosten übernimmt. Der gemeinsame Aufruf des Bündnisses ist auf www.solidarische-pflegevollversicherung.de abrufbar.

 

Eine Antwort auf “Mehrheit der Bevölkerung ist für Pflegevollversicherung

  1. med-pharm-historie

    Mehrheit der Bevölkerung für solidarische Pflegevollversicheurng
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    der Beitrag spiegelt, in aller Deutlichkeit, den Willen der breiten Bevölkerung wider. Selbst die Repräsentanten fast aller demokratischen Parteien, Gewerkschaften, etc. sind überwiegend für die Einführung der verpflichtenden solidarischen Pflegevollversicherung für ALLE Erwersbtätigen…
    Dieses eindeutige Ergebnis ist somit ein klarer Auftrag an die politisch Verantwortlichen die solidarische Pflegevollversicherung zeitnah umzusetzen. An der zeitnahen Umsetzung, durch die Politik, kann Bevölkerung ja dann ablesen inwieweit sogenannte Gesundheitspoliker/innen den eindeutigen Willen der Bevölkerung beachten/ ignorieren??