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Diskriminierung einer transsexuellen Pflegerin
Dieser Tage ging durch die Medien, dass in NRW eine transsexuelle Bewerberin in einem Altenpflegeheim unerwünscht sei. Als Grund wurden die Vorbehalte der Bewohner:innen angeführt. Nun tobt ein Streit um die Höhe der Entschädigung, weil es sich hierbei um einen Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz handelt.

Die eine Seite will 4000 Euro zahlen, die andere Seite will 6000 Euro haben. Klingt wie mittelalterlicher Ablasshandel. Eine Entschädigung, egal in welcher Höhe, schafft die Diskriminierung aber nicht aus der Welt. Denn der Umgang mit der Bewerbung dieser Frau zeigt uns leider einmal mehr, dass es auch heute noch Mut braucht, wenn man nicht der Mehrheit der Gesellschaft entspricht. Ganz ehrlich, das muss uns doch alle nachdenklich machen. Es zeigt, wie bedrückend die normative Kraft der Mehrheit ist. Wie stark Vorurteile weiter wirken.
LSBTI-Menschen erleben das immer wieder. Die Abkürzung LSBTI steht für Lesben, Schwule, bisexuelle, transgender und intergeschlechtliche Menschen. Alles übrigens keine Frage des Alters, des Gesundheitszustandes oder des Grades an Pflegebedürftigkeit. LSBTI ist jung und alt, gesund und natürlich auch pflegebedürftig. Eben bunt und divers. Eine Erfahrung aber teilen viele – ob jung oder alt: Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt haben unzählige LSBTI-Menschen in ihrem Leben erfahren. Umso wichtiger sind diskriminierungsfreie Orte. Umso wichtiger sind Orte der Akzeptanz – dazu sollte auch der Arbeitsplatz gehören. Dafür brauchen wir Vorbilder wie zum Beispiel Tessa Ganserer und Nyke Slawik, die bei der letzten Bundestagswahl als erste trans-Frauen als Abgeordnete in den Deutschen Bundestag eingezogen sind. Und das ist für beide kein leichter Weg. Tessa Ganserer sprach von einer Höllenangst vor ihrem Coming-out. “Ich hoffe”, schrieb damals Nyke Slawik auf twitter, “dass wir heute ein neues Kapitel der Selbstbestimmung in der Politik aufschlagen und die jahrelange Bevormundung queerer Menschen beenden können”. Endlich! Dieses Kapitel sollte übrigens in der gesamten Arbeitswelt fortgeschrieben werden. Zum Glück gibt es auch Gegenentwürfe zu dem oben erwähnten Pflegeheim in NRW, nämlich Einrichtungen, die großen Wert auf LSBTI*-kultursensible Pflege legen und das auch leben – egal ob es um Bewohner:innen oder Mitarbeitende geht.
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