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Neue Lösungen für die Pflege
Eine umfassende Analyse der herausfordernden Ist-Situation und Ideen, was daran wie verbessert werden kann, waren Themen der pflegepolitischen Diskussionsrunde „New Deal für die Pflege“ am dritten Tag der ALTENPFLEGE in Nürnberg.

Steve Schrader, Chefredakteur von Altenheim, und Lukas Sander, Chefredakteur von Häusliche Pflege, moderierten die Gesprächsrunde zu den aktuellen Herausforderungen, mit der sich die Branche auseinanderzusetzen hat. Die pflegerische Versorgungssicherheit sahen alle vier Branchenvertreter gefährdet, sollte sich durch die Politik strukturell nichts verändern. Es fehlt an Personal. Thomas Knieling: „Wir kommen jetzt an einen Punkt, an dem es nicht mehr schneller, höher, weiter geht. Wir müssen ressourcenbasiert denken, damit jede bedürftige Person professionelle Pflege erhalten kann.“
Die aktuelle Insolvenzwelle bezeichnete bpa-Hauptgeschäftsführer Norbert Grote als „Spitze des Eisbergs, wenn politisch nichts passiert“. Die Insolvenzen seien ein Beleg dafür, dass bei aktuell (sinkenden) Erlösen und (steigenden) Kosten etwas im Argen liegt. „In der Fläche haben wir Erlösprobleme, da Personal fehlt und Plätze nicht belegt werden können.“
Claus Bölicke wies darauf hin, dass im Schatten der promienten Insolvenzen der vergangenen Wochen die Entwicklungen in der ambulanten und teilstationären Pflege verdecken. Die ambulante Pflege habe es mit dem Tariftreuegesetz schwer, bekräftige Sabine König. Etliche Dienste würden schließen. „Die Refinanzierung der höheren Löhne ist eine einzige Katastrophe. Und wer refinanziertet? Im Moment sind es unsere Kunden, doch die können sich weniger leisten. Immer mehr ambulante Pflegedienste werden aufhören.“
Für Thomas Knieling stellt sich die Frage von Privat und Wohlfahrt in der Insolvenzwelle nicht, weil alle im selben System stecken. „Was alle teilen im Markt ist dieses ungute Gefühl, dass die Lage unsicherer geworden ist, weniger planbar. Wir müssen endlich wieder dazu kommen, den Unternehmen mehr Freiheiten einzuräumen, sonst sind wir nicht Teil der Lösung.“
Neben den Themen Digitalisierung, Zuwanderung und generalistische Ausbildung stand das Pflegeunterstützungs- und entlastungsgesetz (PUEG) zur Diskussion, das am selben Tag zu 1. Lesung im Bundestag eingebracht wurde, und das als große Enttäuschung angesehen wird. „Wir schlittern in eine Versorgungskrise in der Pflege. Man muss Pflege doch als Gesamtkonzept denken. Stattdessen werden einzelne Bausteine aufgesetzt. Mit jedem Schritt, den wir versäumen, verschlimmern wir das Problem“, so Bölicke.
Die Verbandsvertreter formulierten Forderungen an die Politik. So müsse es laut Grote schnelle Lösungen auf den Verhandlungswegen geben, um die Wirtschaftlichkeit der Einrichtungen zu sichern. Zudem sollte die Auslastungsquote an die Realität angepasst werden, denn diese liege teilweise unter 90 Prozent. Sabine König plädierte für den Ausbau von Pflegekammern und einer Bundespflegekammer. Zudem müsse die Pflegeversicherung umgebaut werden.
Auf die Nachfrage von Steve Schrader, ob die Verbände gemeinsam ihre Stimme erheben, um trotz aller ideologischen Unterschiede sich politisch gemeinsam Gehör zu verschaffen, bestand eine gewisse Bereitschaft. Denn grundsätzlich sei man sich in vielem einig, trotz sozialpolitischer Unterschiede.
Die Altenpflege-Messe sowie der Messekongress laufen noch bis Donnerstag, 27. April, auf dem Messegelände Nürnberg.
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