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Woher nehmen und nicht stehlen
Die Umsetzung des Programms für mehr Stellen in der Pflege verfängt nicht. 13.000 finanzierbare Stellen hatte Gesundheitsminister Jens Spahn in den Ring geworfen. Und das vor eineinhalb Jahren. Bis jetzt sind geringfügig mehr als 2.600 Stellen geschaffen worden .

Immerhin – aber sieht man den gesamten Bedarf in Deutschland, dann ist das weniger als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Stellen, die entstehen, müssen voll von den Krankenkassen finanziert werde. Eigentlich paradiesische Zustände, sollte man meinen. Aber wo nix ist, da kann nix geholt werden. Also woher nehmen und nicht stehlen? Es wird wieder mal deutlich, in welcher Krise die Pflege steckt. Und wir sollten endlich mal richtig die Augen aufmachen – die Krise der Pflege ist unser aller Krise! Die Pflege existiert doch nicht aus Selbstzweck. Die Pflege versorgt unsere Gesellschaft. Und da spielt es keine Rolle, ob wir jung oder alt sind. Pflegebedürftigkeit kann jeden von uns an jedem Tag, an jedem Ort und in jedem Alter treffen. Pflege ist systemrelevant. Das weiß die Pflege schon lange. In der Politik scheint es so richtig erst mit Covid 19 angekommen zu sein. Aber was tun, wenn der Markt leergefegt ist, wenn eine Neubesetzung einer freien Stelle einen Personalmangel in einer anderen Einrichtung nach sich zieht? Natürlich spielt Geld, spielt die Bezahlung eine Rolle. Dennoch nützt das alles nichts, wenn sich schlicht keine Pflegekräfte mehr bewerben. Bei dieser Problemlösung gibt es kein "einfach". Es muss an vielen Punkten angesetzt werden. Einer ist sicherlich, alles dafür zu tun, dass Pflegepersonen selbst gesund bleiben und nicht den Pflegeberuf an den Nagel hängen.
Die Digitalisierung hat durch die Corona-Krise reichlich Schwung aufgenommen. Diesen gilt es mitzunehmen und alle erdenklichen Unterstützungsmöglichkeiten für die Pflege auszuschöpfen. Am besten entwickelt gemeinsam mit den Pflegekräften, denn die wissen genau was sie brauchen. Ausbildungs-Charme-Offensiven werden genauso gebraucht wir die Offenheit für Pflegekräfte aus dem Ausland, um nur einige Ansätze zu nennen. Jeder Punkt ist für sich wichtig und dennoch wird erst im Zusammenspiel aller Lösungsansätze ein Schuh draus. Das alles ist ein langfristiges Projekt, bei dem der Weg das Ziel ist. Wenn trotz kompletter Kostenübernahme Stellen unbesetzt bleiben, dann ist wirklich Alarmstufe "Rot" erreicht. Vielleicht gibt es einen Silberstreif am Horizont: Im Herbst steht die nächste Pflegereform ins Haus. Bleibt zu hoffen, dass alles in der Krise erlebte und gelernte darin Platz findet. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
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