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PTHV will Fakultät Pflegewissenschaft schließen

Die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV) will aus wirtschaftlichen Gründen ihre Fakultät für Pflegewissenschaft schließen. Das berichten verschiedene Fachverbände. Der Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS) spricht von einer Hiobsbotschaft für die Pflegeschulen. DBfK-Präsidentin Christel Bienstein sieht darin einen herben Schlag für die weitere Entwicklung der Pflegewissenschaft

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Foto: Adobe Stock/Alexander Raths Im internationalen Vergleich ist Deutschland jetzt schon beim Grad der Akademisierung der Pflege ein Entwicklungsland.

Die Pflegewissenschaftliche Fakultät an der PTHV ist die einzige an einer deutschen Universität und hat 2006 ihren Lehrbetrieb aufgenommen.

Laut BLGS erhalte die Hochschule in freier Trägerschaft der Pallottiner außer einem geringfügigen Betriebskostenzuschuss keine Landesmittel und müsse sich daher über Gesellschafter, Förderer, Studiengebühren etc. selbst finanzieren. Den weiteren Betrieb der pflegewissenschaftlichen Fakultät könne sich der Träger jetzt nach eigenem Bekunden nicht mehr leisten.

Zurzeit gebe es insgesamt rund 300 Studierende in fünf Studienprogrammen. Aktuell promovieren mehr als 70 Studierende dort, so der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) in einer Pressemitteilung. Rund zehn weiteren Promotionswilligen habe man am Tag vor Beginn des Semesters buchstäblich die Tür vor der Nase zugeschlagen, so der Verband weiter.

„Das ist ein herber Schlag für die weitere Entwicklung der Pflegewissenschaft in ganz Deutschland“, bedauert DBfK-Präsidentin Christel Bienstein diesen Schritt. „Das Aus für die Fakultät wird sich negativ auf die Hochschullandschaft der Pflege auswirken. Im internationalen Vergleich ist Deutschland jetzt schon beim Grad der Akademisierung der Pflege ein Entwicklungsland, deshalb braucht es in Zukunft mehr und nicht weniger Angebote für Pflegewissenschaft“, so Bienstein.

Der DBfK fordert den Träger der Hochschule auf, seinen Beschluss zu überdenken. Die neue Landesregierung in Rheinland-Pfalz, aber auch die Bundesministerien für Bildung und Forschung und für Gesundheit seien  aufgerufen, Fördermöglichkeiten zum Erhalt der einzigartigen Fakultät zu prüfen. Wichtig sei dem DBfK, dass den derzeit Studierenden zugesichert wird, ihr Studium abschließen zu können.

Folgen für die Lehrer:innenbildung

Derzeit studieren laut BLGS auch noch ca. 90 angehende Lehrer:innen an der PTHV, deren Studienplätze nun bis auf Weiteres ersatzlos wegfallen. „Die Abwicklung der Lehramtsstudiengänge an der PTH Vallendar ist eine Hiobsbotschaft für die Pflegeschulen und wird den Lehrkräftemangel auch über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus weiter beschleunigen“, so BLGS-Vorsitzender Carsten Drude. „Damit lässt sich die notwendige Erhöhung der Ausbildungskapazitäten nicht bewerkstelligen. Die prekäre Situation ist allerdings nicht einer einzelnen Hochschule anzulasten. Sie ist vielmehr die unausweichliche Folge des seit Jahren anhaltenden Politikversagens in nahezu allen Bundesländern, die nicht willens und in der Lage sind, für auskömmlich finanzierte Studienplätze in angemessener Qualität und Quantität zu sorgen.“

Erst kürzlich beklagten Fachverbände, dass weniger als 50 Prozent der vorhandenen Studienplätze für die hochschulische Ausbildung von Pflegefachpersonen  aktuell belegt sind.