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Pflegekrise: Ein lauter Appell an die Regierung

Mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem die Pflegekrise nicht mehr länger ignoriert werden kann. Vertreter der Pflegebranche rufen die Regierung zum Handeln auf, aber wie sollte sie auf diesen verzweifelten Appell reagieren?

Elisabeth Scharfenberg
Foto: Michael Farkas Elisabeth Scharfenberg ist Pflegeexpertin. Von 2005 - 2017 war sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie einen Kommentar unten in das Kommentarfeld!

Von Elisabeth Scharfenberg
Die Pflegekrise in Deutschland ist längst zu einem dringenden und emotionalen Thema geworden, das nicht länger unbeachtet bleiben darf. In den letzten Jahren wurde viel über die Pflegekrise in Deutschland gesprochen, und die Forderung nach höheren Löhnen für Pflegekräfte war immer wieder im Gespräch. Doch die bittere Realität zeigt, dass finanzielle Verbesserungen allein nicht ausreichen, um die Pflegeberufe für junge Menschen attraktiv zu machen.

Die Pflegekräfte meistern tagtäglich eine Mammutaufgabe, aber ihre Arbeit wird oft nicht ausreichend gewürdigt. Trotz höherer Gehälter gibt es keinen nennenswerten Anstieg an Pflegekräften, die sich für diesen Beruf entscheiden. Dies liegt in erster Linie an der prekären finanziellen Situation in der Pflegebranche. Es ist an der Zeit, den Pflegekräften die Unterstützung und die Bedingungen zu bieten, die sie verdienen. Das kann die Pflegebranche aber nur, wenn auch sie ausreichend unterstützt wird. Allzu oft machen sich die politischen Entscheider und Entscheiderinnen einen schlanken Fuß. Eigenes Geld, also staatliches Geld, wird nicht in die Hand genommen. Die Mehrkosten werden schick auf die Pflegeversicherung, also die Versicherten, oder die Einrichtungsträger abgewälzt. Das ist einfach und macht das Finanzministerium glücklich. Am Ende taugt dieses Verhalten aber eben nur für die Haushaltsdebatte und nicht für die täglich erlebte und gelebte Realität von vielen tausend Menschen.

Mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem die Pflegekrise nicht mehr länger ignoriert werden kann. Der Appell, die Pflege in einen deutschlandweiten Pakt aufzunehmen, ist eine verzweifelte – und mehr als berechtigte – Bitte um Hilfe. Die finanzielle Situation der Pflegeversicherung muss dringend gestärkt werden, um einen Zusammenbruch der Pflegeversorgung zu verhindern. Die Pflegekrise in Deutschland ist nicht nur ein Problem, das Zahlen und Statistiken betrifft. Es betrifft das Leben und die Würde der Pflegebedürftigen und die physische und emotionale Gesundheit der Menschen, die in der Pflege arbeiten. Es ist höchste Zeit, dass die Regierung auf diesen emotionalen Appell reagiert. Die Pflegekräfte und alle in der Pflege Beschäftigten verdienen bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter, und die Pflegebedürftigen verdienen eine angemessene Versorgung. Jetzt ist die Zeit für entschlossenes Handeln, um die Pflegekrise in Deutschland zu bewältigen und sicherzustellen, dass diejenigen, die unsere Pflege am dringendsten benötigen, die bestmögliche Unterstützung erhalten. Ein deutschlandweiter Pakt für die Pflege wäre ein glaubhafter Auftakt.