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Patientenschützer: Vor der Anerkennung steht der Spracherwerb

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnt vor dem Wecken falscher Erwartungen im Zusammenhang mit einer in Aussicht gestellten raschen Integration von ukrainischen Ärzten und Pflegekräften ins deutsche Gesundheitswesen. Weil Sprache Patienten- und Therapiesicherheit sei, stehe vor der Anerkennung von beruflicher Erfahrung der Spracherwerb, unterstrich der Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch.

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz
Foto: DSP Eugen Brysch, Deutsche Stiftung Patientenschutz, sieht in der Ukraine als auch in Deutschland Erwartungen geweckt, „die kurzfristig nicht erfüllbar sind“.

Nötig sei mindestens das Sprachniveau B2, der Erwerb dauere in der Regel neun bis zwölf Monate. Es sei deshalb falsch, „wenn die Politik verkündet, ukrainische Pflegekräfte und Ärzte schnell bei uns beruflich integrieren zu können. Hier werden sowohl in der Ukraine als auch in Deutschland Erwartungen geweckt, die kurzfristig nicht erfüllbar sind“.

Die Gesundheitsminister der Länder hatten am Montag beschlossen, die Berufsqualifikationen von aus der Ukraine geflüchteten Ärzten und Pflegekräften in Deutschland zügig anerkennen zu wollen. Ärzten soll laut dem Beschluss im Rahmen des geltenden Rechts zügig die Berufserlaubnis erteilt werden. Für ukrainische Pflegefachkräfte sollen Möglichkeiten für eine Nachqualifizierung und eine rasche Anerkennung als Pflegefachkraft in Deutschland geschaffen werden.

Neben sprachlichen sieht Brysch auch moralische Probleme. Die Arbeitskräfte würden in der medizinischen Versorgung in der Ukraine gebraucht, sagte er. „Es besteht die Gefahr, dass wir mit solchen Ansagen Schlüsselberufsgruppen abwerben. Die Not des Volkes wäre unser eigener Vorteil. Das ist verwerflich.“ Die Ukraine brauche Hilfe aus Deutschland und nicht umgekehrt. „In der Politik, bei Wohlfahrtsverbänden und Krankenhausgesellschaften sehe ich diese Perspektive überhaupt nicht.“