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Mecklenburg-Vorpommern: Städtetag-Chef beklagt unzureichende Personalausstattung

Die Zahl der Pflegebedürftigen wächst in Mecklenburg-Vorpommern um ein Vielfaches schneller als die der Pflegekräfte. Das sehen auch führende Kommunalpolitiker als Problem und richten deshalb Forderungen an die Landesregierung.

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Foto: Adobe Stock/ blende11.photo Wismars Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) fordert pragmatische Lösungen, um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen.

Mit Blick auf die wachsende Zahl pflegebedürftiger Menschen in Mecklenburg-Vorpommern fordert der Städte- und Gemeindetag mehr Anstrengungen bei der Ausbildung von Pflegekräften. “Angesichts der Zunahme der älteren, auf Pflege angewiesenen Menschen in unserem Land muss das Land dringend mehr Fachkräfte, aber auch mehr Pflegehilfskräfte ausbilden. Ansonsten werden die Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste die Pflege nicht mehr gewährleisten können”, warnte der Vorsitzende des Kommunalverbandes, Wismars Bürgermeister Thomas Beyer (SPD), am 16. Januar in Schwerin.

Kritisch äußerte er sich zu den geplanten Gesetzesänderungen zur Personalbemessung. Dieses Vorhaben sei prinzipiell zwar zu begrüßen. “Doch ein Blick in den Praxisalltag zeigt, dass die Überlegungen eben nicht praxisnah sind”, monierte Beyer. Nach der geplanten Neuregelung wären in den Pflegeheimen etwa ein Drittel ungelernte Pflegehilfskräfte, ein Drittel gelernte Pflegehilfskräfte und ein Drittel Pflegefachkräfte einzusetzen. Damit werde das Problem der dringend benötigten Pflegefachkräfte nicht gelöst, zumal mit höherem Pflegegrad auch mehr Fachpersonal benötigt werde. Laut Beyer weist Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich der Bundesländer den schlechtesten Personalschlüssel auf.

Beyer beklagte zudem, dass die meisten Bildungsträger im Land die Ausbildung zur Pflegehilfskraft nur rein schulisch anböten, berufsbegleitende Kurse nicht möglich seien und tarifrechtliche Regelungen fehlten. Der Kommunalpolitiker forderte das zuständige Sozialministerium auf, bereits vorhandene Hilfs- und Assistenzberufe mit ein- bis zweijähriger Ausbildung rasch anzuerkennen. Dies könne kurzfristig zu einer Problemlösung beitragen.

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist innerhalb von nur zwei Jahren die Zahl der Pflegebedürftigen im Nordosten um ein Fünftel gestiegen. Demnach bezogen Ende 2021 landesweit 122 866 Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung und damit rund 20 000 mehr als Ende 2019. Seit 2009 hat sich die Zahl verdoppelt. Etwa die Hälfte der Betroffenen bezog 2021 Pflegegeld. Das bedeutet, dass sie privat zu Hause gepflegt wurden, meist von Angehörigen. Etwa 33 500 Menschen wurden durch Pflegedienste betreut, rund 18 800 lebten in Pflegeheimen.

Der Anstieg des Pflegepersonals ging wesentlich langsamer voran als bei der Zahl der Pflegebedürftigen. Ende 2021 arbeiteten dem Statistik-Amt zufolge 17 815 Menschen in der Branche, fünf Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Frauen dominierten mit 84,4 Prozent.