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Fünf Jahre Pflegeberufegesetz: Fluch oder Segen?
Nun ist es schon 5 Jahre her, dass das Pflegeberufegesetz im Deutschen Bundestag verabschiedet wurde. Das war am 22.6.2017 am Ende der 17. Legislaturperiode, ganz kurz vor der Sommerpause. Was wurde gerungen und diskutiert!

Die Befürworter:innen versprachen mit der Umstellung auf die generalistische Ausbildung die Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufes. Der Fachkräftemangel sollte damit beseitigt werden. Ich selbst habe die Umstellung damals scharf kritisiert. Meine Befürchtung war, dass die Altenpflege den Kürzeren ziehen würde. Dass es einen großen Sog in Richtung Krankenhaus geben würde. Dass viele junge Menschen, die eine Altenpflegeausbildung gemacht hätten, vor der generalistischen Ausbildung zurückschrecken würden. Und dass gerade im ländlichen Raum die vielen verschiedenen Praktikumsstationen durchaus zum Problem werden könnten. Der Deutsche Bundestag hat sich damals mehrheitlich für das Pflegeberufegesetz und damit für die generalistische Ausbildung ausgesprochen.
Als gute Demokratin habe ich die Entscheidung akzeptiert, aber dennoch bedauert. „Wir werden sehen“, habe ich damals gedacht. Mit vielen Pflegeeinrichtungen konnte ich zwischenzeitlich sprechen und höre immer wieder Berichte von hohen bürokratischen Anforderungen und von den Schwierigkeiten, dieses Gesetz mit Leben zu füllen und im Alltag umzusetzen. Die Azubis seien nur kurze Zeit im Ausbildungsunternehmen und müssten dann schon wieder zum nächsten Praktikumseinsatz weiterziehen. Eine enorme Herausforderung für Praxisanleitung und auch die Azubis.
Zugegeben: Vielleicht ist es noch zu früh, um positive Effekte des Pflegeberufegesetzes zu spüren. Und vielleicht bin ich da auch zu ungeduldig und zu kritisch. Überzeugt bin ich nämlich immer noch nicht davon. Und wie mir geht es vielen. Dennoch ist es langsam an der Zeit, die Wirkungen der Gesetzesumstellung – positiv wie negativ – genau unter die Lupe zu nehmen. Wir sollten uns hier nicht verhalten wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ und Dinge schönreden, die nicht existieren. Wir alle wollen den Fachkräftemangel beseitigen – deshalb braucht es eine ehrliche Bestandsaufnahme. Jetzt!
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