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Digitalisierung als Erfolgsfaktor für Arbeitgeberattraktivität
Digitalisierung ist eine Frage von Technik, das leuchtet ein. Und dass mehr und mehr erkannt wird, dass auch der Mensch in den Fokus von Digitalisierungsvorhaben gerückt werden muss, ist gut und richtig und zeigt nachdrücklich, dass es sich bei der Digitalisierung um einen komplexen Veränderungsprozess handelt. Und Digitalisierung ist auch ein wichtiger Erfolgsfaktor der Arbeitgeberattraktivität, der von den Arbeitgebern strategisch genutzt werden kann – auch wenn sich das vielleicht nicht auf den ersten Blick erschließen lässt.

Gerade für die Sozialwirtschaft wirkt diese Aussage vielleicht sogar ein wenig befremdlich. Eine Branche, in der sich Menschen um Menschen kümmern, eine Branche, in der Menschen ihren Beruf in vielen Fällen genau wegen diesem Fokus auf die Zwischenmenschlichkeit gewählt haben. Die fortschreitende Digitalisierung scheint damit fast wie eine Abkehr von einem solchen Leitbild. Und sich mit Digitalisierungsprojekten als Arbeitgeber einen guten Namen zu machen, daher eher fraglich.
In Zeiten, in denen viele Geschäftsfelder der Sozialwirtschaft, allen voran die Pflege, unter einem enormen Fachkräftemangel leiden, lohnt die Frage nach den heutigen Erfolgsfaktoren für die Arbeitgeberattraktivität. Was macht also einen Träger in der Pflege zu einem attraktiven Arbeitgeber? Das sind neben einer adäquaten Bezahlung im Kern sicherlich Dinge, die auch schon früher „guten“ Arbeitgebern zugesprochen wurden, wie z. B. Verlässlichkeit, Reduzierung von Belastung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diese Aspekte werden zunehmend durch weitere Faktoren ergänzt, die sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihrem Arbeitsplatz wünschen. Dies sind Aspekte wie Beteiligung und Mitbestimmung, mehr Flexibilität, Wertschätzung für die eigene Arbeit, aber mit zunehmender Bürokratie und Dokumentationspflichten sicherlich auch der Wunsch nach mehr Zeit für das Wesentliche, nämlich der Arbeit mit Menschen.
Und was zunächst wie ein Widerspruch klang, löst sich exakt hier auf, denn Digitalisierung schafft genau das: Digital optimal gestützte Prozesse sorgen für die so stark benötigte Entlastung von zeitfressenden Verwaltungs- und Kontrollaufgaben. Sie sichern in der Leistungserbringung nicht nur wieder ein Stück mehr Raum für menschliche Interaktion, sondern erhöhen auch die Pflegequalität als solche.
Modellprojekte, beispielsweise bei unseren europäischen Nachbarn in den Niederlanden, haben längst unter Beweis gestellt, wie der Pflegealltag mittels z.B. Einsatz von Sensorik unterstützt werden kann. Hierzu gibt es zahlreiche Beispiele: Ein im Bett montierter Sensor, der ein Signal übermittelt, sobald ein Mensch mit Hinlauftendenzen nachts das Bett verlässt, ein Sensor der meldet, wenn eine Bewohnerin oder ein Bewohner gestürzt ist oder auch ein Sensor im Inkontinenzmaterial, der die Notwendigkeit des Wechselns anzeigt. Aber auch Wearables, die eigenständig Vitalwerte erfassen und sie an die Pflegesoftware übermitteln.
Allesamt Möglichkeiten, die neben einer qualitativen Verbesserung für die zu Pflegenden, da sie nachts z. B. nicht mehr so häufig wie bisher geweckt werden müssen, auch den Mitarbeitenden in der Pflege zu mehr Zeit und effizienterem Arbeiten verhelfen.
Ein weiterer wichtiger Fortschritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen liegt in der zunehmenden Digitalisierung der Pflegedokumentation. Bislang werden die vielfach heute schon vorhandenen Möglichkeiten, wie z. B. Datenerfassung unmittelbar im Bewohnerzimmer oder auch Eingabe per Sprachsteuerung, zu wenig oder gar nicht genutzt. Jede Minute die hier eingespart werden kann, bringt mehr Zeit für andere wichtige Aufgaben.
Aber auch abseits der eigentlichen Pflegeprozesse bieten digitale Lösungen ganz neue Möglichkeiten beispielsweise im Bereich der Dienstplanung. Ein für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter extrem sensibles und wichtiges Thema. Hier kann der Einsatz von Software für deutlich mehr Transparenz, Effizienz, Flexibilität und eine optimale Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse des Personals führen. Das sorgt für mehr Zufriedenheit und eine bessere Bindung.
Mit mobilen Dienstplan-Apps z. B. ist der Dienstplan für jeden immer auf dem Smartphone greifbar. So können private Termine abgestimmt, Dienste getauscht oder auch der Stand des eigenen Urlaubskontos eingesehen werden.
Mit Blick auf die Mitarbeiterführung können digitale Lösungen das Zwischenmenschliche auf keinen Fall ersetzen, aber auf alle Fälle sinnvoll ergänzen. Dies hat nicht zuletzt die Coronakrise unter Beweis gestellt. War es für einen Träger früher noch mit einem hohen Organisationsaufwand verbunden, z. B. die Einrichtungsleiter seiner Pflegeeinrichtungen zu einem wichtigen Thema zusammenzubringen, kann dies heute oftmals zeitnah(er) und effizient(er) durch eine Videokonferenz gelöst werden. Zahlreiche digitale Kollaborationstools, wie Digitale Whiteboards oder Cloud-basierte Dokumentenablage bieten dabei die Möglichkeit, auch in einer virtuellen Umgebung bestmöglich zusammen zu arbeiten. Dies schafft auch mehr Flexibilitätsspielräume bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Beteiligung als wichtiger Faktor für Zufriedenheit und Wertschätzung kann mit den neuen digitalen Möglichkeiten zudem ganz neu gestaltet werden. Mitarbeiterbefragungen und Echtzeitfeedback, aber auch KVP-Ansätze sind mit digitalen Lösungen viel schneller und niederschwelliger umzusetzen.
Arbeitgeber müssen sich aber auch nach außen als attraktiver Arbeitgeber darstellen und damit für bessere Voraussetzungen bei der Mitarbeitergewinnung sorgen. Dem Personalmanagement kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Die Nutzung von digitalen Möglichkeiten kann dabei ein wichtiger Erfolgs- und Unterscheidungsfaktor sein.
Social Recruiting beispielsweise, bei dem die Daten aus sozialen Netzwerken verwendet werden, um potenziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf ebendiesen Plattformen zielgerichtet anzusprechen, ergänzt zunehmend klassische Stellenanzeigen.
Aber auch bei den Folgeprozessen spielt digitale Unterstützung eine zunehmend wichtigere Rolle. Hier bieten z. B. virtuelle Vorstellungsgespräche und Bewerberplattformen gute Ansatzpunkte. Darüber wird ein zügiger Prozessverlauf gesichert und die Bewerberinnen und Bewerber sind stets über den aktuellen Stand informiert. Denn in so schnelllebigen Zeiten wie heute können viele Faktoren entscheidend sein: Neben der Attraktivität auch oftmals einfach nur die Schnelligkeit.
Die unterschiedlichen Beispiele verdeutlichen, dass Digitalisierung nicht immer nur eine Herausforderung, sondern auch Alleinstellungsmerkmal sein kann. Nutzen Sie also Digitalisierung nicht nur für eine Optimierung Ihrer Prozesse, sondern auch als Chance zur Positionierung als attraktiver Arbeitgeber.
Kontakt:
neumann@rosenbaum-nagy.de
beckers@rosenbaum-nagy.de
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