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Die Uhr tickt: Es ist 5 nach 12

Es ist an der Zeit, gemeinsam aktiv zu werden, um die Pflegesituation zu verbessern und dem Pflegenotstand entgegenzuwirken. Die Aktion “5 nach 12” ruft uns alle dazu auf, hinzuschauen.

Elisabeth Scharfenberg
Foto: Michael Farkas Elisabeth Scharfenberg ist Pflegeexpertin. Von 2005 - 2017 war sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie einen Kommentar unten in das Kommentarfeld!

Von Elisabeth Scharfenberg

Der Pflegenotstand und der immense Zeitdruck in der Pflege sind Probleme, die uns seit Jahrzehnten begleiten und dringend angegangen werden müssen. Auf den Sozialen Medien gibt es derzeit ein eindrucksvolles Video mit dem Titel “5 nach 12“, eingestellt vom team_pflegekraft. Dieses Video zeigt die drastischen Auswirkungen dieser Missstände in der Pflegebranche. In einer Szene sehen wir eine Pflegekraft, die sich liebevoll um einen älteren Mann kümmert, der zu Hause vom ambulanten Pflegedienst versorgt wird. Doch dann geschieht das, was oft Realität ist: der Mann stürzt – und im Video hat die Pflegekraft nicht einmal genug Zeit, um ihm zu helfen und lässt ihn hilflos am Boden liegen. Diese drastische Szene verdeutlicht, dass die Zeit in der Pflege knapp ist und persönliche Zuwendung unter dem Zeitdruck immer knapper wird. Überstunden sind an der Tagesordnung, der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig, und die Bezahlung spiegelt oft nicht die wichtige Arbeit wider, die Pfleger:innen leisten. Doch warum ändert sich nichts? Dieses Problem betrifft ja nicht nur die Pflegekräfte selbst, sondern auch uns alle – genauso wie unsere eigenen Liebsten, die vielleicht auf eine gute pflegerische Unterstützung angewiesen sind.

Die Symbolik der Uhr, die 5 nach 12 schlägt, ist überdeutlich. Wir befinden uns in einer kritischen Phase. Die Zeit für eine intensive und liebevolle Betreuung bleibt oft auf der Strecke. Pfleger:innen sind gestresst und setzen die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen. Ich wünsche mir, dass Pflegekräfte einen Beruf ausüben können, der sie erfüllt und ihnen Energie gibt, anstatt sie zu erschöpfen. Wenn wir alle nicht sofort handeln, dann sind die Folgen fatal! Für uns alle übrigens …

Es ist an der Zeit, gemeinsam aktiv zu werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir durch gemeinsames Handeln Veränderungen bewirken können. Jede und jeder kann einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Pflegesituation leisten, indem nicht mehr weggeschaut wird. Vielleicht auch, in dem wir alle dieses Video teilen.

Gemeinsam kann so eine breite Öffentlichkeit erreicht und auch bei den politischen Entscheidungsträger:innen der Druck erhöht werden. Es ist an der Zeit, aktiv zu werden! Es ist spät, aber noch nicht zu spät. Dennoch: die Uhr tickt unaufhörlich. Die Aktion “5 nach 12” ruft uns alle dazu auf, hinzuschauen. Die Pflege braucht unsere Unterstützung!

Wie können Arbeitsbedingungen durch den Einsatz von Digitalisierung in der Pflege und bedarfsorientierten Personalmix verbessert werden? Über das Projekt “Pflege 2030” berichtet Elisabeth Scharfenberg auf dem Altenheim Management Kongress, der am 6./7. September in Köln stattfindet.