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Die Sache mit der Leiharbeit
Leiharbeit oder Leasingkräfte in der Pflege nehmen immer stärker zu. Das ist eigentlich spannend, denn ursprünglich und auch in anderen Branchen etablierte sich Leiharbeit immer dann, wenn die Aussichten auf einen festen Arbeitsvertrag schlecht waren.

Zeitarbeitsfirmen boomten. Und die Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter hofften mit jedem neuen Einsatz, doch endlich einen festen Arbeitsvertrag in der Firma zu bekommen, in der sie eingesetzt waren. In der Pflege ist das ganz anders. Da verlassen Pflegekräfte ihren Arbeitgeber, um bei Leiharbeitsfirmen anzuheuern. In einer Zeit, in der Pflegekräfte an allen Ecken und Enden händeringend gesucht werden, da kann man es sich leisten, teilweise langjährige Arbeitsverträge zu kündigen. Pflegekräfte leben in der Sicherheit, dass sie auf jeden Fall einen Arbeitsplatz finden werden. Und so schießen Leiharbeitsfirmen aus dem Boden wie die Pilze im Herbst. In den allermeisten Fällen zahlen sie mehr als die Einrichtungen und bieten für die Pflegekräfte gefühlt bessere Arbeitsbedingungen. Was darf´s denn bitte sein? Hier sagen die Pflegekräfte an, wann und wie sie arbeiten wollen und nicht die PDL. Da gibt´s kein Holen aus dem Frei. Wochenende oder Nachtdienst, nein Danke!
Ich finde es nachvollziehbar, wenn Pflegekräfte sich dafür entscheiden. Ich bin aber auch sehr dankbar dafür, wenn Pflegekräfte genau dies nicht tun. Pflegerische Qualität lebt in hohem Maße von Kontinuität. Wenn eine Leasingkraft jeden Tag oder auch jede Woche in einer anderen Einrichtung eingesetzt wird, da habe ich so meine Zweifel. Auch für die Stammbelegschaft ist der ständige Wechsel an Kolleginnen und Kollegen – zumindest teilweise – eine echte Zumutung. Ich kenne Einrichtungen, bei der zeitweise einzelne Bereiche mit 70 % Leasingkräften besetzt sind. Dreiviertel der Pflegekräfte in einer Schicht kennen sich nicht wirklich aus im Bereich. Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist das oft schwierig. Die Einrichtungen haben keine Wahl – die Fachkraftquote muss eingehalten werden. Ob das in solchen Fällen für die Pflegequalität auch gilt, wage ich zu bezweifeln. Die Stammbelegschaft wird zunehmend demoralisiert. Frustriert und pflichtbewusst deckt diese die ungeliebten Dienste und Vertretungen ab. Und verabschiedet sich innerlich immer mehr vom eigentlich geliebten Beruf.
Die Politik versucht Lösungen zu finden für diese sich immer weiter zuspitzende Situation. Vom Verweigern der Refinanzierung von Leasingkräften bis hin zum Vorstoß, Leiharbeit in der Pflege ganz zu verbieten, wie das Land Berlin es gerade über eine Bundesratsinitiative versucht, ist alles dabei. In meinen Augen sind das alles eher hilflose Versuche, denn sie gehen nicht an den Kern des Problems. Was nützt es Einrichtungen, was nützt es Trägern, wenn diese Ideen umgesetzt werden? Was nützt es der Stammbelegschaft in den Häusern? Rein gar nichts. Es sind erneute Versuche, die Symptome und eben nicht die Ursache des Pflegenotstandes zu bekämpfen. Der Pflegekräftemangel bleibt weiter bestehen, die Arbeitssituationen für die Pflegekräfte verbessern sich damit nicht. Im Gegenteil!
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