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Die Millionenfrage

Nun haben wir sie erreicht, die Millionenfrage. 2050 werden 1 Million Pflegekräfte benötigt. Das hat der Pflege-Report der AOK ermittelt. Nein, das passiert nicht von heute auf morgen.

Elisabeth Scharfenberg
- Elisabeth Scharfenberg, Politikerin

Entspannt Euch! Wir bewegen uns langsam darauf zu. Derzeit betreuen knapp 590.000 Fachkräfte die gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen. 2030 benötigen wir 720.000 Pflegekräfte. Bis zum Jahr 2050 steigt der Bedarf auf insgesamt 1 Million Pflegekräfte, so das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO). 2050 wäre ich 87 Jahre alt. Ob ich das noch erlebe? Auf jeden Fall bin ich sicher, dass es eine ganze Menge pflegebedürftiger Menschen geben wird, die eine pflegerische Versorgung brauchen werden. Wir müssen also die Millionenfrage lösen.

Bei Günther Jauch in "Wer wird Millionär" bekommt die Millionenfrage immer sehr viel Aufmerksamkeit. Wer dort ankommt, der hat es fast geschafft. Aber die KandidatInnen in der Quizshow, die können immer auf Hilfen zurückgreifen. Die haben mit etwas Glück noch ihren Telefon-Joker oder auch den Publikums-Joker. Wie schaut es denn dabei uns aus? Wer ist denn unser Pflege-Telefonjoker? Vielleicht Gesundheitsminister Jens Spahn? Oder gar Kanzlerin Angela Merkel? Sehr oft sagen bei Günther Jauch die Joker übrigens am Telefon, dass sie auf die Frage keine Antwort haben. Angela Merkel hat uns allen schon deutlich gezeigt, dass Alexander Jorde sie in der Wahlkampfarena mit dem Thema Pflege konfrontiert hat. Aber Betroffenheit und ein anschließender Besuch in einer Einrichtung sind eben nicht die Lösung der Millionenfrage. Jens Spahn gibt zwar viele Antworten, aber nicht auf die wirklich großen Fragen der Pflege, nämlich woher das Personal kommen und wie das alles finanziert werden soll. Beide fallen also als Joker leider aus. Bleibt uns noch der Publikumsjoker. Ich setze hier das Publikum mit unserer Gesellschaft gleich. Ich denke, bei dieser Millionenfrage kann sich das Publikum, anders als es die Politik macht, nicht weg ducken.

Pflege ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir müssen als Gesellschaft endlich begreifen, dass es auch an uns hängt, wie populär und wichtig ein Thema ist. Unsere pflegerische Versorgung ist definitiv eine DER Zukunftsfragen, die wir beantworten müssen. Uns hat die Millionenfrage eiskalt erwischt und anders als bei "Wer wird Millionär" haben wir keinen Grund unter einem Konfettiregen zu jubeln.