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Die Atmosphäre beim Essen verbessern

Eine angenehme Essensatmosphäre zu schaffen, ist im Pflegeheim ein wichtiges Thema – vor allem in Bezug auf ausreichende Ernährung, Gesundheit und Gemeinschaft. Aber wie lässt sich feststellen, ob die Atmosphäre angenehm ist? In einem gemeinsamen Projekt des AWO-Pflegeheims Wendelstein entwickelten drei Studentinnen des Studiengangs Gesundheits- und Pflegemanagement der Evangelischen Hochschule Nürnberg nun ein Instrument, mit dem die Atmosphäre und das Wohlbefinden der Bewohner ermittelt werden kann.

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Diese Orientierungshilfe wurde speziell für die Mitarbeitenden in der Hauswirtschaft erstellt. Quelle: Engel, Synowiec

Das Assessment-Instrument basiert auf einer Literaturrecherche. Es bezieht sich im ersten Teil auf Umfeld / äußere Einflüsse und im zweiten Teil auf das Wohlbefinden der Bewohner. Der Bereich Umfeld / äußere Einflüsse umfasst die acht Kriterien:

  • Lautstärke
  • Störfaktoren
  • Lichtverhältnisse
  • Raumtemperatur
  • Gestaltung des Speisesaals
  • Gestaltung des Esstisches
  • Raumgröße
  • Sauberkeit

Das Wohlbefinden der Bewohner wird mithilfe folgender zwölf Kriterien eingeschätzt:

  • Geeignete Hilfsmittel zum Essen vorhanden
  • Individuelle Hilfsmittel vorhanden
  • Nimmt Kontakt zu anderen auf – wenn ja, was ist der Auslöser?
  • Isst gerne mit anderen zusammen am Tisch
  • Zeigt Freude und Vergnügen
  • Nutzt verbliebene Fähigkeiten
  • Ist kooperativ und hilfsbereit
  • Reagiert angemessen auf Menschen / Situationen
  • Nimmt Essen bewusst wahr
  • Drückt der Situation entsprechende Gefühle aus
  • Entspannte Körperhaltung oder Körpersprache
  • Kommuniziert Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben

Beide Bereiche werden aufsteigend auf einer Skala von null bis drei Punkten bewertet. Für jedes Kriterium besteht die Möglichkeit, Bemerkungen hinzuzufügen, um die Bewertung bei Bedarf zu konkretisieren. Die Beobachtungen können von jedem Mitarbeiter durchgeführt werden. Um von außerhalb Meinungen bzw. Anregungen zu erhalten, können dank des einfachen Handlings auch Angehörige das Assessment ausfüllen. Des Weiteren ist es möglich, den ersten Teil von den Bewohnern selbst ausfüllen zu lassen.

Für die Bewertung sollte man sich etwas abseits, einen ruhigen Platz suchen, von dem aus man den Raum und die Bewohner gut im Blick hat und nicht von anderen gestört wird. Der Teil Umfeld / äußere Einflüsse wird für den gesamten Raum einmal ausgefüllt, der Teil Wohlbefinden der Bewohner für jeden Bewohner individuell. Um die individuellen Bewohner korrekt einzuschätzen, sollten maximal drei Bewohner gleichzeitig beobachtet werden. Der Kontakt zu anderen Bewohnern sollte in dieser Zeit vermieden werden. Für ein klares Verständnis der zu beobachtenden Kriterien sorgen kurze Erläuterungen.

Angelehnt an das Assessment wurde eine Orientierungshilfe für Mitarbeiter (Pflege/Betreuungskräfte und Hauswirtschaft) verfasst und ansprechend gestaltet. Ziel ist es, praxisnahe und konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Atmosphäre und des Wohlbefindens aufzuzeigen, das Thema den Mitarbeitenden präsent zu machen und zu konkretisieren, auf was zu achten ist. Empfehlenswert ist, die Orientierungshilfe auf ein großes Plakat zu drucken und im Speisesaal gut sichtbar aufzuhängen, damit die Mitarbeiter jeden Tag daran erinnert werden und auch neue Mitarbeiter sich schnell zurechtfinden.

Nach der Entwicklung wurde das Assessment-Instrument im AWO Pflegeheim Wendelstein getestet. Die Ergebnisse gaben sinnvolle und hilfreiche Anregungen zur Verbesserung der Ess-Atmosphäre. Auch die Orientierungshilfe kam bei den Mitarbeitern gut an und wird seitdem im Pflegeheim Wendelstein angewendet.

(Autorinnen: Hannah Engel, Beata Synowiec, Studiengang Gesundheits- und Pflegemanagement der Evangelischen Hochschule Nürnberg)

Nähere Infos über: hannah.engel@stud.evhn.de und beata.synowiec@stud.evhn.de