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Arbeitsforscher: Pflegekräfte aus dem Ausland brauchen bessere Starthilfen

Der Arbeitsforscher Christian Lebrenz sieht bei der Vermittlung von Pflegekräften aus dem Ausland noch zahlreiche Defizite.

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Foto: AdobeStock/Rawpixel Pflegekräfte aus dem Ausland brauchen Personen, die ihnen helfen anzukommen und sich in der neuen Gesellschaft einzuleben.

Nach der Ankunft in Deutschland bräuchten Pflegekräfte aus dem Ausland mehr Unterstützung, sowohl am Arbeitsplatz als auch bei Behördengängen oder der Wohnungssuche, sagte der Wissenschaftler im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Experte für Personalmanagement von der Hochschule Koblenz leitet ein Forschungsprojekt, bei dem angehende Pflegekräfte in Kenia auf ihre Ausbildung in Deutschland vorbereitet werden.

Das deutsche Pflegeverständnis ist ein anderes

Die Fachkräfte hätten im internationalen Vergleich ein unterschiedliches Verständnis von Pflege, so der Wissenschaftler. In Deutschland gehöre das Waschen, Anreichen von Essen und das Ankleiden von Patienten dazu. In den meisten anderen Ländern der Welt sei die Ausbildung zur Pflegefachkraft ein Studium, bei dem sich die Pflegekräfte eher als Hilfsärztin oder Hilfsarzt sehen. “Sie brauchen sehr lange – wenn es überhaupt klappt – um sich an das deutsche Pflegeverständnis zu gewöhnen”, so Lebrenz. Unattraktiv werde Deutschland ausgerechnet auch durch den im Vergleich zu anderen Ländern größeren Personalmangel. “Die Arbeitsbelastung ist auch im internationalen Vergleich recht hoch”, so der Arbeitsforscher weiter.

Auch gebe es “eine ganze Reihe von schwarzen Schafen in der Vermittlung”, die weder bei der Sprache noch bei der kulturellen Vorbereitung auf die Arbeitssituation in Deutschland die Leute realistisch aufklären würden. Bei der Unterstützung bei Behördengängen als auch bei der Wohnungssuche und der Integration in den neuen Arbeitsplatz gebe es oft Defizite. “In vielen Kliniken sehen wir, dass die Mitarbeitenden auf der Station gar nicht richtig vorbereitet werden. Da steht jemand unangekündigt auf der Matte und spricht kaum Deutsch. So jemanden soll man bei allem Zeitdruck jetzt auch noch einarbeiten. Dazu kommen die unterschiedliche Kultur, ein unterschiedliches Hierarchieverständnis und eine andere Art der Kommunikation”, erläutert Lebrenz.

Drei von zehn Pfegekräften sind nach zwei Jahren noch da

Studien darüber, wie viele Pflegekräfte aus dem Ausland letztendlich in Deutschland blieben, kenne er nicht, sagt Lebrenz. “Wenn man mit Pflegedirektionen spricht, hört man immer wieder, dass von zehn angeworbenen Fachkräften nach zwei Jahren noch drei da sind.” Um die Pflegekräfte in Deutschland gut zu integrieren, bräuchte es idealerweise drei Leute, so Lebrenz: “Jemand aus der Einrichtung für die administrativen Dinge, Gleichaltrige vor Ort mit deutschem Hintergrund, um sie zum Beispiel im Volleyballverein einzuführen, und jemand aus dem Herkunftsland, um die deutsche Kultur zu interpretieren.” Der politische Wille sei da, und durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz wurde der Prozess grundsätzlich vereinfacht. Der kritische Faktor sei eher die Umsetzung in der Verwaltung aufgrund der dünnen Personaldecke, so Lebrenz.

Erst kürzlich hatte der DEVAP kritisiert,Berufsurkunden würden zu langsam ausgestellt, was den Personalnotstand befeuert.