News

„Vorhaben im Koalitionsvertrag reichen nicht aus“

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft bezweifelt, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarten Vorhaben im Bereich Pflege ausreichen werden, um die Qualität spürbar zu verbessern.

-

Um die Situation für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu verbessern, sollte in einer Nationalen Strategie mit allen Akteuren gemeinsam daran gearbeitet werden, fordert die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Foto: Fotolia/Ingo Bartussek

Am 1. Februar hat der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) seinen 5. Qualitätsbericht zur Pflege veröffentlicht. Dort heißt es: "Die Qualität der Pflege hat sich in den letzten Jahren, gemessen an den geprüften Qualitätskriterien, verbessert. Nicht zuletzt haben hierzu die externen Qualitätsprüfungen des MDK beigetragen." Am Beratungstelefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) häufen sich dagegen die Berichte über unzureichende Pflege, insbesondere in stationären Pflegeeinrichtungen. Angehörige und Pflegekräfte berichten am Alzheimer-Telefon über Personalmangel und Vernachlässigung. Die DAlzG bezweifelt, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarten Vorhaben ausreichen werden, diese Situation tatsächlich zu verbessern.

Anteil der Bewohner mit Gewichtsverlust ist gestiegen
Besonders bedenklich ist laut DAlzG das Untersuchungsergebnis, dass der Anteil der Bewohner, die einen starken Gewichtsverlust erleiden, seit dem letzten Pflege-Qualitätsbericht deutlich gestiegen ist. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, bei denen das Gewicht gar nicht kontrolliert wurde, von etwa zehn Prozent auf fast ein Viertel der Bewohner angestiegen. Menschen mit Demenz machen inzwischen mehr als 70 Prozent der Pflegeheimbewohner aus. Sie haben aufgrund ihrer Erkrankung ein besonders hohes Risiko für Unterernährung. Eine zunehmende Zahl von Angehörigen berichtet, dass sie selbst jeden Tag ins Pflegeheim gehen, um ihren demenzkranken Angehörigen Essen anzureichen. Angesichts des Personalmangels kann dies von den vorhandenen Pflegekräften nicht geleistet werden.

In seinem Bericht kommt der MDS außerdem zu dem Ergebnis, dass bei Pflegeheim-Bewohnern mit Demenz zu 98,8 Prozent die Angehörigen bzw. Bezugspersonen in die Planung der Pflege und sozialen Betreuung einbezogen würden. Dies widerspricht den Erfahrungen vieler Angehöriger, die häufig berichten, dass das Pflegepersonal noch nicht einmal Zeit für ein Gespräch über den aktuellen Gesundheitszustand hat. Auch beim Einsatz von Medikamenten werden Angehörige offenbar oft nicht einbezogen.

Bärbel Schönhof, 2. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, erklärt dazu: "Aufgrund der Häufung solcher Berichte stellt sich die Frage, ob die Qualität der Pflege in den Heimen tatsächlich besser geworden ist oder ob die Heime möglicherweise in erster Linie ihre Pflegedokumentationen optimiert haben. Angesichts dieser Situation haben wir erhebliche Zweifel, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarten Vorhaben im Bereich Pflege ausreichen werden, die Qualität spürbar zu verbessern. Wir fordern deshalb, dass in einer Nationalen Strategie mit allen Akteuren gemeinsam daran gearbeitet wird, die Situation für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu verbessern."