Corona

Vier Bundesländer kippen Isolationspflicht

Zeigt der Corona-Test zwei Striche, gilt bisher: fünf Tage isolieren und nicht vor die Tür. Diese Regel wollen mehrere Bundesländer jetzt abschaffen. Das stößt auf Kritik und Zustimmung gleichermaßen.

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Foto: Fank Peter Im Umgang mit Corona geht Schleswig-Holstein einen weiteren Schritt in Richtung Normalität. Die fünftägige Isolationspflicht für Infizierte läuft Mitte dieser Woche aus, spätestens am Donnerstag, so Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken.

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein haben sich darauf verständigt, die bisherige Isolationspflicht für Infizierte abzuschaffen, wie sie am Freitag gemeinsam mitteilten. Weitere Bundesländer denken darüber nach, andere lehnen einen solchen Schritt ab. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte davor, die Isolationspflicht aufzuheben.

Die neuen Regeln sollen „zeitnah“ in Kraft treten, wie die vier Länder ankündigten, in Bayern bereits ab diesem Mittwoch. Dafür müssen sie nun zunächst ihre Corona-Verordnungen überarbeiten. Angedacht ist, dass wer wissentlich mit Corona infiziert ist, zwar künftig offiziell Haus oder Wohnung verlassen darf, aber in Innenräumen außerhalb der Wohnung eine Maske tragen muss und Krankenhäuser oder Pflegeheime nicht betreten darf. Personal in Pflegeeinrichtungen soll bei positivem Corona-Test nicht zur Arbeit dürfen.

So argumentieren die vier Länder: Viele Menschen sind geimpft oder hatten Corona, die „Basisimmunität“ in der Bevölkerung ist hoch, die aktuelle Omikron-Variante verursacht in der Regel keine schweren Krankheitsverläufe. Die aktuellen eher kurzen Wellen im Sommer und in diesem Herbst weisen auf den Übergang in eine endemische Phase hin. Als endemisch gilt eine Krankheit, wenn sie in einer Region mit relativ konstanter Erkrankungszahl dauerhaft auftritt, wie etwa die Grippe. Die meisten EU-Staaten verzichten mittlerweile auf Isolationspflichten für Corona-Infizierte. Es geht um einen neuen Umgang mit Corona mit mehr Eigenverantwortung der Menschen. Grundsatz soll sein: „Wer krank ist, bleibt zu Hause“.

Bei Bundesgesundheitsminister Lauterbach stießen die Pläne am Freitag auf großes Kopfschütteln. „Das kommt jetzt zur Unzeit und findet nicht die Billigung der Bundesregierung“, sagte der SPD-Politiker in Berlin. Es gibt zurzeit keinen „keinen medizinischen Grund“, die Isolationspflicht zu kippen, bei etwa 1000 Todesfällen pro Woche, einer „wahrscheinlich schweren Winterwelle“, die komme, „am Vorabend einer ansteckenderen Variante“. Lauterbach nannte die BQ.1.1-Variante des Omikron-Typs, die sich stärker ausbreite.

Die Entscheidung, wie sie mit der Isolationspflicht umgehen, liegt in der Hand der einzelnen Bundesländer. Vom Bund gibt es lediglich die Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) zur fünftägigen Isolation, dies hatten die Länder bisher aber geschlossen umgesetzt.