Corona

Impfpflicht: Gesundheitsexperten ziehen negative Bilanz

Kurz vor dem Auslaufen der bundesweiten Impfpflicht im Gesundheitswesen fällt das Urteil von Gesundheitsexperten negativ aus. „Eine vorzeitige Aufhebung der Impfpflicht wäre gut gewesen“, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

AdobeStock_weyo _impfung
Foto: weyo//AdobeStock Von Anfang an umstritten: die einrichtungsbezogene Impfpflicht gegen Sars-Cov-2.

Watzl leitet den Forschungsbereich Immunologie an der TU Dortmund. Spätestens im Frühsommer sei klar gewesen, dass die Corona-Schutzimpfung kaum vor der Ansteckung und Weitergabe der seit Januar dominierenden Omikron-Virusvariante schütze.

Die vom Bundestag beschlossene Impfpflicht gilt seit dem 16. März und läuft zum Jahresende aus. Das Gesetz habe sein Ziel, Patienten und Pflegebedürftige zu schützen, klar verfehlt, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz in Dortmund, Eugen Brysch, dem epd. „Anstelle dieser neun Monate andauernden Farce wäre ein bundesweit geltendes, tägliches Testregime der Weg gewesen, in der Alten- und Krankenpflege mit Corona zu leben.“

Aus Sicht des Vorstandes des niedersächsischen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege, Sven Schumacher, hätte die sektorale Impfpflicht bald nach dem Scheitern der allgemeinen Impfpflicht im Bundestag im April fallen müssen. Das Gesetz habe zu unnötigem bürokratischen Aufwand und Unruhe unter den Beschäftigten geführt.

Der Vorstandssprecher der niedersächsischen Diakonie, Hans-Joachim Lenke, sagte, Pflegeeinrichtungen hätten sich von den Gesundheitsämtern oft alleingelassen gefühlt. „Das Zutrauen in staatliche Handlungsfähigkeit wurde so nicht gerade gestärkt.“

Das niedersächsische Gesundheitsministerium indes wertet die Impfpflicht als Erfolg. Sie habe zu einer überdurchschnittlich hohen Impfquote der Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen beigetragen, sagte Ministeriumssprecher Oliver Grimm dem epd.