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Verpflegungskonzept überzeugt die Jury
Mangelnde Versorgung, schlechte Qualität, unappetitliche Zubereitung: Ernährung in der Altenpflege ist ein brisantes Dauerthema. Dass es anders geht, zeigt das Caritas Altenpflegeheim Kardinal-Jaeger-Haus in Oschersleben. Hier stimmen sich Pflege- und Hauswirtschaftskräfte sowie Ernährungsberater eng ab – und bescheren sogar Bewohnern, die nicht mehr gut schlucken können, echte Geschmacksfreuden. Die Fachzeitschrift Altenpflege hat das Ernährungskonzept jetzt mit dem "AltenpflegePreis 2019" ausgezeichnet.

Chefredakteurin Monika Gaier (2. v. li.) übergibt den AltenpflegePreis 2019 an Einrichtungsleiter Andreas K. J. Kretschmer (4. v. li.), Küchenchef Gregor Haase (re.) und sein Team. Foto: Werner Krüper
Essen und Trinken bedeuten Lebensqualität – unabhängig davon, wie alt ein Mensch ist oder wie krank. Davon ist das Team rund um Einrichtungsleiter Andreas Kretschmer im Caritas Altenpflegeheim Kardinal-Jaeger-Haus im sachsen-anhaltinischen Oschersleben überzeugt. Wie aber gelingt es Menschen in verschiedenen Altersphasen und Krankheitsstadien so zu verpflegen, dass sie nicht nur ernährungsphysiologisch ausgewogen versorgt sind, sondern auch mit Freude essen und trinken und ihre Lieblingsspeisen bis an ihr Lebensende genießen können? Im Kardinal-Jaeger-Haus haben die Mitarbeiter differenzierte Antworten gefunden. Antworten, die nur möglich sind, weil Pflege- und Betreuungskräfte, Ernährungsexperten, Diätassistenten, Ärzte und Hauswirtschaftskräfte eng zusammenarbeiten. Dieses Engagement zeichnet die Fachzeitschrift Altenpflege mit dem AltenpflegePreis 2019 aus.
Essen und Trinken sind ein Symbol menschlicher Zuwendung und Fürsorge
Gewürdigt wird ein Ernährungskonzept, das eine gesunde, ausgewogene, auf die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmte sowie optisch ansprechende und geschmackvolle Ernährung sicherstellt. Die Biographie der Bewohner, ihre kulinarischen Vorlieben, Wünsche und Abneigungen werden berücksichtigt, die Essensumgebung mit Kerzen, Musik, Servietten und Porzellan wertschätzend gestaltet und die Bewohner aktiv in die Menüplanung und die Zubereitung der Speisen einbezogen.
Mobiler Kochwagen, Fingerfood und Schaumkost
So gibt es im Kardinal-Jaeger-Haus mit seinen 114 Bewohnern einen Kochwagen, der in die Zimmer der Pflegebedürftigen gebracht wird, die nicht mehr mobil sind. Direkt am Bett werden die Lieblingsspeisen zubereitet. Wer möchte und dazu in der Lage ist, kann beim Kochen helfen. Der Duft der Speisen regt die Sinne an und weckt den Appetit. Für die Bewohner, die nicht mehr selbstständig essen können, gibt es im Kardinal-Jaeger-Haus ein abgestuftes Unterstützungssystem. Das reicht von der mundgerechten Darreichung über püriertes Essen bis hin zu Schaumkost. Das pürierte Essen wird von Küchenchef Gregor Haase mit Hilfe von Silikonformen zurück in seine ursprüngliche Form, wie Hühnchenkeule oder Möhre, gebracht. So sieht auch dieses Essen appetitlich aus. Und auch Bewohner, die im Koma liegen oder nicht mehr schlucken können, müssen nicht auf Gaumenfreuden verzichten. Bei ihnen kommt eine spezielle Schaumkost zum Einsatz. Ob Kaffee oder Leberwurststulle: Je nach Vorliebe produzieren die Mitarbeiter aus den Lebensmitteln einen feinporigen Schaum, der mithilfe eines Löffels in den Mund gebracht wird. Der Schaum setzt sofort intensiven Geschmack frei und löst sich schnell auf, so dass sich die Bewohner nicht verschlucken. Pflegedienstleiterin Libuše Petsch erinnert sich an einen schwerkranken Bewohner, der gerne Whisky mochte. "Er war nicht mehr in der Lage, zu trinken, konnte aber mit Kopf- und Augenbewegungen kommunizieren. Zu seinem Geburtstag wünschte er sich, endlich mal wieder einen Whisky probieren zu können. Also haben wir seinen Lieblingswhisky besorgt und für ihn aufgeschäumt, damit er ihn trotz seiner schweren Schluckstörung genießen kann. Er hat sich sehr gefreut – und das war schön zu sehen", Petsch.
"Ein absolut nachahmenswertes Konzept"
Der Ideenreichtum, die Kompetenz und die Empathie, mit der das Kardinal-Jaeger-Haus den "Expertenstandard Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege" des Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) der Hochschule Osnabrück umsetzt, haben die Jury des "AltenpflegePreises" überzeugt. "Jeder Bewohner erhält das Angebot und die Unterstützung, die er wünscht und braucht", lobt Monika Gaier, Chefredakteurin der Zeitschrift Altenpflege, das Konzept, "das ist wirklich vorbildlich und absolut nachahmenswert!"
Der mit 3.000 Euro dotierte AltenpflegePreis feiert in diesem Jahr 30. Jubiläum. Er wird seit 1990 alljährlich von der Redaktion der Zeitschrift Altenpflege (altenpflege-online.net) ausgeschrieben.
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