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Unterwegs im Impf-Dschungel

Der Lockdown neigt sich dem Ende. An vielen Orten in Deutschland und in den Ländern drum herum sinken die Inzidenzwerte. Alle scharren mit den Hufen und fühlen sich wie Rennpferde in der Startbox. Die über die Maßen belastete Pflege lechzt verdient nach Entlastung. Die Gastronomie und Hotelerie, der Einzelhandel und die Vereine, die Sportstudios und Friseure – um nur einige zu nennen – wollen endlich wieder zu ihrem Alltag zurückkehren. Wobei Alltag wohl zukünftig neu zu definieren ist. Masken, Abstand und Desinfektion werden uns weiter begleiten. Genauso wie die Corona-Impfungen, die sicherlich jährlich aufgefrischt werden müssen.

Elisabeth Scharfenberg
Foto: Michael Farkas Elisabeth Scharfenberg ist Pflegeexpertin. Von 2005 - 2017 war sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie einen Kommentar links oben in das Kommentarfeld!

Und da komme ich auch auf den Punkt der mich gerade auch sehr persönlich umtreibt. Ich bin eine absolute Impfbefürworterin. Und das schon vor der Pandemie. Mein Impfpass geht jedem Virologen und auch jeder Virologin runter wie Öl. Ich habe meiner Corona-Impfung mit Ungeduld entgegengesehen, denn für mich persönlich ist diese Impfung ein Akt der gesellschaftlichen Solidarität. Nur die Masse der Geimpften schafft es, das Virus in Schach zu halten. „Dieses Virus wird endemisch werden, das wird nicht weggehen. Und wer sich jetzt beispielsweise aktiv dagegen entscheidet, sich impfen zu lassen, der wird sich unweigerlich infizieren,“ sagt der Virologe Christian Drosten. Auch im kommenden Winter werde es daher nach Einschätzung des Virologen noch Covid-19-Fälle auf Intensivstationen geben. „Diejenigen, die sich aktiv gegen die Impfung entscheiden, die müssen wissen, dass sie sich damit auch aktiv für die natürliche Infektion entscheiden. Ohne jede Wertung”, sagte Drosten. Es sei eine freie Entscheidung. Dem, finde ich, ist nichts hinzuzufügen.

Aber zurück zu mir. Impfungen sind also absolut wichtig. Um so ärgerlicher ist es, dass viele Menschen bezüglich dieser Impfung tief verunsichert werden. Ich bin es auch. Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Corona-Dorf getrieben, ein anderer Impfstoff an den Pranger gestellt. Widersprüchliche Informationen, unwürdige Statements. So sagte der bayerische Ministerpräsident Söder Ende März über den Impstoff Astrazeneca, wer sich traue, solle auch die Möglichkeit haben, sich damit impfen zu lassen. Wer sich traue? – mal ehrlich: das schafft mal richtig Vertrauen!

Ich selbst bin bei meiner Erst-Impfung mit Astrazeneca geimpft worden. Seit meinem Impftermin vor einigen Wochen habe ich so viele Statements, Empfehlungen, Warnungen, Hinweise gehört – übrigens auch gegensätzliche – dass es mir selbst unmöglich ist, mich in diesem Dschungel zurecht zu finden und eine qualifizierte Entscheidung bezüglich meiner Zweit-Impfung zu treffen. Und das nervt mich. Mich nervt es, dass mit diesem Informations-Chaos auch absolut impfwillige Menschen komplett durcheinandergebracht werden. Und das in einer Situation, in der jede Impfung – für mich persönlich übrigens egal mit welchem Impfstoff – für uns alle und unserem Weg zurück in ein „normales“ Leben so immens wichtig ist. Ich bin gespannt, was sich in der Spritze befindet, die ich am 4. Juni in meinem Impfzentrum erhalte. Und egal welcher Impfstoff es sein wird, ich werde dankbar dafür sein!