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Unterstützung für Pflegeheime in der Corona-Krise
Pflegeheime in Bayern und Nordrhein-Westfalen (NRW) bekommen Unterstützung. Sachsen-Anhalt hat einen Aufruf gestartet, um die Einrichtungen zu entlasten.

Vom Corona-Virus betroffene Alten- und Pflegeheime in Bayern werden vom 21. Dezember an von einer neuen Spezialeinheit unterstützt. “Sobald ein einziger Fall in einem Heim auftritt, wird sie aktiviert”, sagte Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München. Ziel sei es, das Ansteckungsrisiko in den Heimen so schnell wie möglich zu reduzieren. Dafür sieht das Konzept bei Bedarf im Notfall vor, vorübergehend die Fachkraftquote in den Heimen auszusetzen. Die neue rund 200-köpfige “schnelle Einsatzgruppe Pflege” solle vorbeugen, beraten und kontrollieren. Das Personal rekrutiert sich aus Mitgliedern der bestehenden Taskforce des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und einem Einsatzstab aus Mitarbeitern des Landesamts für Pflege (LfP). Dieser übernimmt die Einsatzplanung, koordiniert das Vorgehen und überwacht die konsequente Umsetzung ergriffener Maßnahmen. Hinzu kommen Experten der Gesundheitsämter und der Fachstellen für Pflege- und Behinderteneinrichtungen. Neben der prophylaktischen Beratung über Masken- und Testpflichten sowie Testangebote für Bewohner wie Mitarbeiter sieht das Aufgabenfeld der Einsatzgruppe auch vor, im Falle einer Infektion unter anderem mögliche Verlegungen von Heimbewohnern und sofortige Reihentestungen zu prüfen. “Ein weiteres Ziel ist es, für die Einrichtungen so schnell wie möglich Entlastung zu schaffen. Deswegen wollen wir sowohl die Abläufe auf den Prüfstand stellen und überflüssige Bürokratie abbauen, wo wir können”, betonte Holetschek.
“Ich werde die Besuchsmöglichkeiten in den Heimen durchsetzen”, betonte der NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) zuletzt. Man werde den Heimen über die Feiertage mit Personal helfen. Es würden zusätzlich Sanitäter zur Verfügung stehen – etwa für Schnelltests. Von dem zusätzlichen Personal hätten die Arbeitgeber der Ruhrgebietskonferenz -Pflege noch eine Woche vor Weihnachten nichts gewusst. “Wir fragen uns, wie sich das Land NRW so eine Lösung vorstellt, ohne mit den Arbeitgebern zu reden”, so Roland Weigel, Koordinator der Ruhrgebietskonferenz-Pflege, gegenüber der Redaktion. In einer Stellungnahme auf Anfrage der Redaktion sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums, alle betroffenen Einrichtungen würden am 21. Dezember durch ein Schreiben des Ministeriums, das über die WTG-Behörden versandt werde, über die Unterstützungsleistung informiert. Diese besteht laut Stellungnahme darin, dass Besucher mittels Schnelltests getestet werden. Die Unterstützung erfolge in einem Zeitraum vom 23. Dezember bis zum 2. Januar, heißt es weiter. Je nach Bedarf könne dieser Zeitraum gegebenenfalls erweitert werden. Das durch die Hilfsorganisationen (DRK, ASB, Malteser, Johanniter) eingesetzte Personal werde über die nach § 4 TestV notwendigen medizinischen Grundkenntnisse sowie die entsprechende Schulung zur Durchführung von Schnelltestungen verfügen. “Die Unterstützung erfolgt auf Bitten des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales und wird von diesem finanziert”, so die Sprecherin.
Der Pflegenotstand in Sachsen-Anhalt spitzt sich durch die Corona-Krise weiter zu. Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit und das Sozialministerium schalten deshalb ab sofort eine Hotline, um Einrichtungen der Altenpflege und Behindertenhilfe bei der Suche nach dringend benötigtem Personal zu unterstützen. Ab 21. Dezember können sich Menschen, die bereit sind, in von akuten Personalengpässen betroffenen Einrichtungen mitzuarbeiten unter der Rufnummer 0345 1332 444 melden. Mit der gemeinsamen Aktion der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt und des Ministeriums sollen schnell Einsatzkräfte für eine Beschäftigung gewonnen werden. “Es geht nicht um die Vermittlung von Ehrenamtlichen, sondern um zusätzliches Personal, das kurzfristig zur Verfügung steht”, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am 18. Dezember in Magdeburg. “Gesucht werden nicht nur Pflegefachkräfte, Pflegehelfer oder Auszubildende und Studierende verschiedenster Fachrichtungen wie Medizin, Gesundheits- und Pflegewissenschaften. Wir wollen auch Arbeitslose, Menschen in Kurzarbeit und Freiwillige mit anderem beruflichen Hintergrund, wie Friseure oder Baumarktverkäufer ansprechen. Diese können zum Beispiel das vorhandene Fachpersonal bei der Durchführung von Antigen-Tests und der Organisation von Corona-Schutzimpfungen unterstützen und entlasten. Unsere Mitarbeiter an der Hotline beraten die Interessenten und vermitteln sie an Einrichtungen weiter, die Bedarfe haben. Die Art der Zusammenarbeit und Arbeitsverträge regeln die Einrichtungen und die Freiwilligen dann untereinander”, ergänzte Markus Behrens, Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.
Verbände hatten zuvor personelle Unterstützung für Pflegeheime gefordert. Die Maßnahmen während des Lockdowns sind auch in Pflegeeinrichtungen verschärft worden, was einen zusätzlichen Aufwand, beispielsweise bei den Tests von Besuchern, mit sich bringt.
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