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„Unsere Stimme muss noch lauter werden“

Ziel des Deutschen Hauswirtschaftsrates ist es, die Interessen der Hauswirtschaft in Politik und Gesellschaft zu vertreten. Im Interview erläutert Dorothea Simpfendörfer, Präsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrates (DHWiR), was sich seit der Gründung positiv verändert hat, wie die Hauswirtschaft als Profession in der Altenhilfe gestärkt werden und was sie selber dafür tun kann.

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Dorothea Simpfendörfer: "Es gilt, Konzepte zu entwickeln, um den Fachkräftemangel abzumildern und die Attraktivität dieser Berufe mit Karrierechancen zu verdeutlichen." Foto: DHWiR / Interview: Ina Füllkrug

Frau Simpfendörfer, was hat sich seit seiner Gründung Ende 2016 in dieser Hinsicht positiv verändert?
Simpfendörfer: Wir, die Stimme der Hauswirtschaft, finden Gehör. Auf unsere Aktivitäten erhalten wir vielfältige positive Resonanz. In unseren thematisch orientierten Sektionen erarbeiten wir Stellungnahmen zu aktuellen Themen. Diese ergeben sich derzeit vor allem aus der Umsetzung des Koalitionsvertrages im Bereich der Pflege und Familienpolitik. Wir haben ganz aktuell in der Arbeitsgruppe III der "Konzertierten Aktion Pflege" (KAP) des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) die Bedeutung hauswirtschaftlicher Fachkräfte festschreiben können. Das in dem Abschlussdokument der KAP beschriebene Ziel, eine flächendeckende ambulante Versorgung mit Leistungen der Hilfe in der Haushaltsführung sicherzustellen, erfordert hauswirtschaftliche Kompetenzen – nicht zuletzt auch, um beruflich Pflegende zu entlasten. Gemeinsam werden das BMG und der DHWiR Möglichkeiten erörtern, wie hauswirtschaftliche Fachkräfte noch stärker in die Versorgung von Pflegebedürftigen einbezogen werden können. Für den gerade stattfindenden Neuordnungsprozess der Ausbildung zur Hauswirtschafterin/zum Hauswirtschafter haben wir als Expertenforum einen Begleitzirkel eingerichtet.

Welche Forderungen an die Politik wären für Sie am wichtigsten, damit die Hauswirtschaft in der Altenhilfe als Profession gestärkt wird?
Simpfendörfer: Wichtig ist es zum einen, förderliche Bundesgesetze zu schaffen, wobei hier zu bedenken ist, dass die Bundesgesetze in jedem Bundesland durch eigene Gesetze und Verordnungen modifiziert werden müssen. Darum sollten ergänzend zu den Aktivitäten des DHWiR auf Bundesebene die Verbände auf Landesebene aktiv werden und ihre Expertise einbringen. Es ist dringend erforderlich, dass endlich alle Berufe in der Altenhilfe gleichwertig bewertet werden. Die Anstrengungen von Bundesgesundheitsminister Spahn für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne sowie Tarifbindung zur Aufwertung der Pflegeberufe, müssen auf die Berufe der Hauswirtschaft ausgeweitet werden. Des Weiteren benötigen wir gesetzliche Vorgaben, dass Qualifikationen für hauswirtschaftliche Fachkräfte notwendig sind und bereits bestehende anerkannt werden.
Hauswirtschaftliche Betreuung muss in den verschiedenen Konzepten im ambulanten als auch im stationären Bereich verankert werden. Es bedarf der Einsicht aller Stakeholder, dass hauswirtschaftliche Unterstützung präventiv wirkt, hier sind die Wohlfahrtsverbände, Träger der Einrichtungen sowie die Kostenträger gefragt, hier geht es um "Geschäftspolitik".

Was kann die Hauswirtschaft selbst tun, damit sie noch stärker wahrgenommen wird?
Simpfendörfer: Erstmal sind alle, die in der Branche Hauswirtschaft arbeiten, für deren Außenwirkung verantwortlich. Der DHWiR kann dafür zuarbeiten und unterstützen. Die Stimme der Hauswirtschaft muss noch lauter werden. Die Kontakte zu Ministerien, politischen Mandatsträgern und wichtigen Entscheidern werden wir weiter intensivieren. Es gilt, Konzepte zu entwickeln, um den Fachkräftemangel abzumildern und die Attraktivität dieser Berufe mit Karrierechancen zu verdeutlichen.

Mehr zum Thema auch auf dem Bundeskongress pro Hauswirtschaft 2019 am 14. und 15. November in Köln. Infos: www.kongress-hauswirtschaft.de