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Tötungsdelikte im Gesundheitswesen empirisch untersucht
Einem heiklen Thema hat sich die Universität Witten/Herdecke zugewandt: Tötungen von Bewohnern und Patienten in Heimen und Krankenhäusern. Einer Studie zufolge fällt die Zahl höher aus als bisher angenommen, entlastet aber auch Pfleger und Ärzte von einem Generalverdacht.

Die wissenschaftliche Befragung wurde im Herbst 2015 durchgeführt. 5055 Kranken-, Altenpfleger und Ärzte haben sich beteiligt. Die entscheidende Frage zum Thema Lebensende lautete: "Haben Sie selbst schon einmal aktiv das Leiden von Patienten beendet?" Diese Frage ist weit gefasst und lässt Interpretationsspielraum zu. 3,4 Prozent der Ärzte, 1,8 Prozent der Altenpfleger und 1,5 Prozent der Krankenpfleger antworteten mit "Ja".
Diese Zahlen liefern einen Beleg dafür, dass es überhaupt nicht gerechtfertigt sei, die Pfleger und Ärzte in Krankenhäusern und Heimen unter Generalverdacht zu stellen, weil 98,6 Prozent der Krankenpfleger, 98,2 Prozent der Altenpfleger und 96,6 Prozent der Ärzte auf die Frage, ob sie selbst schon einmal aktiv das Leiden von Patienten beendet haben mit "nein" geantwortet haben, sagt Studienleiter Professor Dr. Karl H. Beine, Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke (UW/H). Aber die Ergebnisse seien ein wichtiges Indiz dafür, dass die behaupteten Einzelfälle keine sind.
"Mit unserer Erhebung wurde erstmalig in Deutschland das Phänomen von Tötungsdelikten im Gesundheitswesen empirisch untersucht. Es handelt sich um eine Pilotstudie zu einem heiklen Thema, über das nur ungern gesprochen wird", sagt Prof. Beine. Er ist in der Interpretation bewusst vorsichtig: "Unsere Untersuchung besagt nicht, dass nun gesichert von vielen tausend Mord- oder Totschlagsdelikten pro Jahr in Deutschland auszugehen ist."
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