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Sofortprogramm Pflege – Hex Hex…

Während die Politik noch sondiert und verhandelt, kann die Pflege nicht länger auf Entscheidungen warten. Gefühlt sind sich alle Fraktionen einig, dass ein Sofortprogramm Pflege notwendig ist. Oder brauchen wir eine Zauberformel?

- Elisabeth Scharfenberg, Politikerin

Wer kennt sie nicht aus eigenen Kindertagen oder vom Gedudel aus dem Kinderzimmer des eigenen Nachwuchses: Bibi Blocksberg. In der Serie, die es übrigens schon seit 1980 gibt, erlebt die neugierige und ein bisschen freche Hexe Bibi zahlreiche Abenteuer mit ihren Freunden. Geraten sie dabei in Bedrängnis, kann Bibi alle durch ihre Hexereien daraus befreien. Bibis Gegenspieler ist meist der Bürgermeister der Stadt Neustadt, der als faul, inkompetent und wirtschaftshörig dargestellt wird. Damit sind Konflikte mit der hilfsbereiten Bibi vorprogrammiert. Bibi ist eine Kämpferin für Gerechtigkeit. Offenkundige Ungerechtigkeiten bringen sie auf die Palme. Aber sie hat eine Zauberformel, die immer hilft: Hex Hex! Damit hat sie die Nase vorn und lässt den Bürgermeister im Regen stehen. Genau so eine Zauberformel bräuchten wir jetzt auch beim Sofortprogramm in der Pflege.

25.000 zusätzliche Pflegekräfte? Hex Hex!

30 Prozent mehr Lohn in der Pflege? Hex Hex!

500 Millionen Euro zur Erforschung neuer Versorgungskonzepte, innovativer Technologien und für 20.00 Studienplätze von Pflegekräften? Hex Hex!

Masterplan Pflege, der ab 2020 rund 12 Milliarden Euro kostet? Hex Hex…

Genau diese Forderungen konnte ich von den unterschiedlichsten Protagonisten in der Ärztezeitung vom 2. Januar 2018 lesen. Und was sagt die Kanzlerin in ihrer Neujahrsansprache zum Thema Pflege? Sie mahnt, es sei notwendig "eine gute und würdevolle Pflege zu ermöglichen", indem man die Pflegeberufe stärke und die Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, noch besser unterstütze. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie ans Ende ihrer Ansprache noch ein schnelles "Hex Hex!" angehängt hätte. Hat sie aber nicht.

Und so können wir gespannt sein, wie sich der Deutsche Bundestag in der ersten Januar-Sitzungswoche zum Antrag der Grünen für ein Sofortprogramm in der Pflege verhält. Denn gefühlt ziehen ja alle, auch die Kanzlerin, an einem Strang. In meiner Fantasie lausche ich einer Debatte, in der sich alle einig sind in ihren Forderungen: mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen, bessere Vereinbarkeit von Familie und Pflegeberuf, gesellschaftliche Anerkennung, weg von der Minutenpflege und dem Zeitdruck, Zeit für Pflege statt für Bürokratie. Hab ich noch was vergessen? Nein ich denke nicht. Wir wollen es ja nicht gleich übertreiben. Wenn es dann allerdings an die Abstimmung geht und in meinem Wunschtraum der Bundestagspräsident das Ergebnis der Abstimmung verkündet "Alle Kolleginnen und Kollegen haben zugestimmt! Damit ist der Antrag einstimmig angenommen!" – da setze ich sicherheitshalber mal ein "Hex Hex!!!" dahinter. Ich bin gespannt!

In der jetzigen Gemengelage im Parlament hätte wirklich jede Fraktion die Chance, dem dringenden Reformbedarf der Pflege gerecht zu werden und einem Sofortprogramm Pflege – bei dem es übrigens nebensächlich ist, wer es einbringt – zuzustimmen. Auch ganz ohne Zauberei wäre damit etwas für mehr Gerechtigkeit in unserem Land getan.