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Sexualisierter Gewalt in Pflegeeinrichtungen vorbeugen

Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) wissenschaftsbasiertes Arbeitsmaterial zur Prävention von sexualisierter Gewalt in Pflegeheimen entwickelt.

Foto: Werner Krüper Das ZQP und die Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) haben Arbeitsmaterialien entwickelt, um sexualisierter Gewalt in Pflegeheimen vorzubeugen.

Sexualisierte Gewalt komme in der stationären Langzeitpflege nicht nur ausnahmsweise vor, schreibt das ZQP in seiner Pressemitteilung. Diese könne in verschiedenen Konstellationen auftreten und alle Personengruppen, die in einer Pflegeeinrichtung zusammenkommen, betreffen. Opfer sexualisierter Gewalt würden zum Beispiel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Bewohnerinnen und Bewohner oder Gäste der Einrichtung. Besonders verletzlich seien ältere pflegebedürftige Menschen. Sie könnten sich oftmals schlecht wehren und seien tendenziell ausgeliefert. Aus verschiedenen Gründen werde ihre Not vielfach nicht erkannt, etwa weil sie aus Scham schweigen, weil sie sich nur schwer mitteilen können – und weil nicht aufmerksam hingeschaut werde. Die Forschung gehe davon aus, dass die meisten Vorfälle im Verborgenen bleiben.

„Sexualisierte Gewalt kann sich in vielfältiger Weise zeigen – durch Worte, Gesten, durch Körperkontakt aber auch in anderer Form. Sie muss nicht böswillig oder sexuell motiviert sein. Das Spektrum reicht von der Missachtung von Schamgrenzen z. B. bei der Körperpflege, erniedrigend empfundenen Bemerkungen, unangemessenen Berührungen, Fotografieren entblößter Personen bis hin zu massivem Missbrauch“, erklärt Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.

Um die Einrichtungen dabei zu unterstützen, sexualisierter Gewalt vorzubeugen, hat das ZQP frei zugängliches Arbeitsmaterial für die professionelle Pflege entwickelt. Dieses entstand auf Basis von fünf Forschungsbeiträgen im Projekt „Sexuelle/Sexualisierte Gewalt in Einrichtungen der stationären Langzeitpflege in Deutschland“. „In manchen Einrichtungen ist sexualisierte Gewalt noch ein Tabuthema oder wird zumindest nur sehr begrenzt behandelt. Unsere Ergebnisse sollen insbesondere dazu beitragen, ein Bewusstsein für das Phänomen, mögliche Grenzüberschreitungen und differenzierte Wahrnehmungen – gerade auch im Kontext Demenz – zu stärken“, sagt Simon Eggert, Leiter des Projekts am ZQP.

Das Arbeitsmaterial bietet Wissen und praxisbezogene Anregungen zur Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Bewohnerinnen und Bewohner. Vermittelt werden beispielsweise Informationen über Erscheinungsformen und mögliche Anzeichen sexualisierter Gewalt sowie Einflussfaktoren. Zudem werden konkrete Anregungen für strukturelle, prozessbezogene und individuelle Maßnahmen zur Prävention aber auch zum Vorgehen bei Vorfällen gegeben. Die Präsentationsfolien und Arbeitsblätter können in Pflegeeinrichtungen sowie im Unterricht an Pflegeschulen eingesetzt werden. Sie richten sich primär an Pflegende und Leitungspersonen, können aber auch interdisziplinär zur Schulung aller Beschäftigten von Pflegeeinrichtungen auf allen Ebenen genutzt werden.

Das Material sowie der Abschlussbericht zum Projekt sind über das ZQP-Portal www.pflege-gewalt.de frei zugänglich, können kostenlos heruntergeladen und verwendet werden.