News

Preissteigerungen: Arbeitgeber fordern Sondervermögen für die Pflege

Die Energiekrise und Inflation treiben die Kosten in der Pflege in immer absurdere Höhen. Das Christopheruswerk in Duisburg-Meiderich hat ein aktuelles Angebot eines Gaslieferanten mit einer Preiserhöhung auf über 1000 Prozent erhalten. Die Ruhrgebietskonferenz Pflege fordert angesichts der Lage ein Sondervermögen für die Pflege.

Steigende Preise_fotomek_AdobeStock
Foto: fotomek/AdobeStock

Aktuell erhalten die Unternehmen in der Pflege nahezu täglich Anrufe ihrer zahlreichen Zulieferer, um mit ihnen über Preissteigerungen zu verhandeln. Wäschereien, Caterer, Lebensmittellieferanten und selbst Sanitätsfachgeschäfte klagen über enorm gestiegene Kosten und kündigen die Einstellung der Lieferungen an, weil ihnen ohne Nachverhandlungen die Insolvenz droht. Hier schlägt die Inflation voll durch. Aber das ist alles nichts im Vergleich zu den Preissteigerungen, die Gas- und Energielieferanten jetzt aufrufen. „Unser Gaslieferant hat uns gerade eine Preiserhöhung von über 1000% angekündigt“, berichtet Ulrich Christofczik. Bislang hat das Christophoruswerk für seinen Einrichtungen auf dem Pflegecampus in Duisburg-Meiderich 340.000 Euro jährlich für Gas bezahlen müssen. Das aktuell günstigste Angebot für die gleiche Verbrauchsmenge liegt bei 3,8 Mio. Euro.

Ulrich Christofczik rechnet das für die Bewohnerinnen und Bewohner zusammen: „Bislang musste jeder Bewohner und jede Bewohnerin bei uns maximal 180 Euro pro Monat für Gas und Strom bezahlen. Ab dem kommenden Jahr werden das 900 Euro sein. Die Preissteigerungen für Wäsche, Mahlzeitenversorgung und Verbrauchsmaterialien kommen noch oben drauf. Das kann niemand mehr bezahlen!“ Er nimmt gerade Verhandlungen mit der Pflegekasse über eine Erhöhung der Pflegesätze auf. Schon heute müssen in NRW die Bewohnerinnen und Bewohner mit einem durchschnittlichen Eigenanteil von monatlich 2.500 Euro rechnen. „Wir erwarten in Zukunft Eigenanteile von bis zu 4.000 Euro, wenn die Preisspirale sich so ungebremst weiterdreht“, malt Thomas Eisenreich ein düsteres Bild von der Zukunft.

Im Schlagschatten von Energiekrise und Inflation rollt eine Kostenlawine auf die Pflegeunternehmen und deren Kunden zu. „Wenn die Politik nicht endlich aufwacht, implodiert das gesamte Pflegesystem“, formuliert Ulrich Christofczik als Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege. „Wir brauchen ein Sondervermögen für die Pflege, um den Kollaps zu verhindern. Aus dem bisherigen System der Pflege- und Krankenversicherung ist das nicht zu stemmen“, spitzt Ulrich Christofczik in seiner Funktion als Vorstand des Christophoruswerkes und Geschäftsführer der evangelischen Altenhilfe in Duisburg zu. Schließlich sind schon heute fast zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner in seinen Einrichtungen Sozialhilfeempfänger.

 

Lesen Sie alles Wichtige zu den Energiekosten in der Pflege in übernächsten Ausgabe der Zeitschrift CAREkonkret.