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Pflege-Avatar soll Pflegekräften und -bedürftigen Hilfe anbieten
Eine Frau mit schwarzen Haaren ist auf dem
Computerbildschirm zu sehen. Sie antwortet auf Fragen,
die in ein Mikrofon gesprochen werden. Wie kann ich
Pflegegeld beantragen? Sie gibt auch Tipps zur
Ernährung, zum Beispiel für Diabetiker. Und sie weiß,
wie man einem Pflegebedürftigen beim Einschlafen helfen
kann.

Die Frau heißt Kristina – und existiert nur virtuell.
Durch eine Kamera soll sie sogar die Gesten des
Gesprächspartners wahrnehmen können und so für den
Einsatz im sozialen Bereich fit sein. Doch nicht alle
Betroffenen reagieren positiv auf Technik am
Pflegebett.
Entwickelt wurde das intelligente System von einer
internationalen Forschergruppe unter Beteiligung von
Tübinger Altersmedizinern. Der sogenannte Pflege-Avatar
soll Pflegekräften und -bedürftigen Hilfe anbieten –
insbesondere wenn einer von ihnen oder beide einen
Migrationshintergrund haben.
Kristina soll übersetzen, wenn sich Pflegekraft und
Pflegebedürftiger nicht verständigen können. Außerdem
könnte sie Antworten zu Pflege und Gesundheit auf Lager
haben, um Angehörigen zu helfen, die mit dem
Gesundheitssystem eines Landes nicht vertraut sind. Und
Kristina soll Pflegebedürftige unterhalten, indem sie
beispielsweise die Zeitung vorliest.
"Der Avatar hat die Aufgabe, kultur- und sprachsensitiv
Unterstützung bei der Pflege zu leisten", sagt der
Oberarzt der Universitätsklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie in Tübingen mit Schwerpunkt
Altersmedizin, Gerhard Eschweiler. Auch wenn die
virtuelle Ratgeberin noch weit weg von der Marktreife
ist, sagt er: "Wir haben eine erste Stufe erklommen."
Das Projekt wurde von der EU im Bereich künstliche
Intelligenz ausgeschrieben und von Informatikern und
Neurolinguisten geleitet.
Pflege-Avatar Kristina wurde mit älteren Menschen und
Pflegeprofis getestet. Ein türkischer älterer Herr habe
danach die Verwendung in seinem Alltag ausgeschlossen,
erzählt in Tübingen die wissenschaftliche Mitarbeiterin
Marlen Brachtheuser – weil er von seinen Kindern
erwarte, dass sie sich um ihn kümmern. Aber: "Manche
Ältere sind aber durchaus technikaffin und wollen
experimentieren."
Ein direktes Anschlussprojekt an die
Prototypen-Entwicklung von Kristina gibt es Eschweiler
zufolge nicht. Aber die internationalen Forscher haben
ihre Ergebnisse zur Verfügung gestellt, so dass andere
Kollegen damit weiterarbeiten können.
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