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Multiresistente Erreger: in fast jedem zweiten Heim ein Problem
Multiresistente Erreger (MRE) werden in der öffentlichen Wahrnehmung vorwiegend mit Krankenhäusern in Verbindung gebracht. Aber auch Senioreneinrichtungen haben damit zu kämpfen. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer Kurzumfrage zur Hygienesituation in Betreuungseinrichtungen, die die WISAG Facility Service Holding GmbH in Zusammenarbeit mit dem Hygieneinstitut HYBETA durchgeführt hat. Eine weitere Erkenntnis: Als Hauptquellen für die Übertragung der Erreger sehen die Teilnehmer Heimbewohner und Pflegepersonal.

Personalschulungen zur Hygiene finden in fast jeder Senioren- und Pflegeeinrichtung statt. Copyright: WISAG 2019
Rund 44 Prozent der 70 Umfrageteilnehmer geben an, dass MRE in ihrer Einrichtung ein Problem sind. "Da Bewohner von Pflegeimmobilien oft anfälliger für Krankheiten sind, ist dies eine besorgniserregende Zahl", sagt Matthias Meyer, Vertriebsleiter Gesundheitswesen der WISAG Facility Management Holding GmbH & Co. KG. Als Quellen für die Infektionen sehen die Teilnehmer vor allem die Bewohner (43,8 Prozent) und das Pflegepersonal (42,5 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgen Besucher (26 Prozent), eine unzureichende Reinigung (15,1 Prozent) sowie die bauliche Beschaffenheit von Bewohnerzimmern und öffentlichen Bereichen (je 6,8 Prozent).
Screening noch nicht an der Tagesordnung
Was tun die Verantwortlichen in den Pflegeeinrichtungen, um das Risiko einer Übertragung der Erreger durch Bewohner zu reduzieren? Die Grundvoraussetzung für alle Maßnahmen ist es, die MRE-Träger zu kennen. Immerhin 61,7 Prozent der Studienteilnehmer bestätigen, dass der MRE-Status ihrer Bewohner bekannt ist. Allerdings führen nur 6,6 Prozent ein entsprechendes Screening bei der Aufnahme in die Einrichtung durch.
Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis
Mit 96,7 Prozent geben nahezu alle Studienteilnehmer an, dass in ihrer Einrichtung Personalschulungen zur Hygiene stattfinden. Fachlich sollte das Personal daher in der Lage sein, Übertragungen zu vermeiden. Da die Pflegekräfte jedoch als zweitwichtigste Quelle für MRE-Übertragungen genannt werden, herrscht offenbar eine Diskrepanz zwischen theoretischem Wissen und praktischer Umsetzung.
Schnittstellen problematisch
Die Prozesse an den Schnittstellen zwischen Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern sind verbesserungsbedürftig – so der Tenor, der sich aus den Freitextantworten der Befragung ablesen lässt. Die Studienteilnehmer bemängeln vor allem, dass sich Bewohner während eines Krankenhausaufenthaltes infizieren und dies von den Kliniken nicht oder erst zu spät mitgeteilt wird. "Diese Situation wird in den Krankenhäusern ganz anders wahrgenommen. Hier sieht man die Bewohner aus Pflegeeinrichtungen als Risikopatienten, deren MRE-Status oft nicht mitgeteilt wird", so Dr. Frank Wille, Geschäftsführer des Hygieneinstituts HYBETA, das wissenschaftlicher Partner der Studie ist. "Doch egal, wo genau die Schwachstellen zu verorten sind: Vor allem die Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren ist mit Blick auf den MRE-Status bei Einweisung und Entlassung ausbaufähig."
Hintergrund: Die Kurzumfrage zur Hygienesituation in Pflege- und Senioreneinrichtungen fand angelehnt an das WISAG Hygieneradar für medizinische Einrichtungen im Frühjahr 2018 statt. 70 Personen der Führungsebene von Pflege-, Senioren-, Tagespflege- oder ambulanten Pflegeeinrichtungen sowie ambulanten Wohngemeinschaften nahmen an der Befragung teil. Das Hygieneinstitut HYBETA hat die Studie fachlich begleitet.
Weitere Informationen finden Sie auf www.hygieneradar.de
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