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Mit proteinreicher Ernährung gegen Muskelschwund im Alter

Laut der Europäischen Arbeitsgruppe für Sarkopenie könnte die Zahl der weltweit von Muskelschwund betroffenen geriatrischen Patienten in den nächsten 40 Jahren auf mehr als 200 Millionen steigen. Ernährungswissenschaftler Tommy Cederholm spricht zum Thema auf dem 29. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) Ende September in Frankfurt. Er fordert ein größeres Problembewusstsein, denn der Verlauf des Muskelschwunds sei u.a. durch eine proteinreichere Ernährung zu bremsen.

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"Sarkopenie ist eine ernstzunehmende Gesundheitseinschränkung", sagt Tommy Cederholm, Professor für Klinische Ernährungswissenschaft an der Universität Uppsala in Schweden. "Das größte Problem ist das diesbezüglich mangelnde Problembewusstsein – auch unter uns Fachleuten!", ist der Geriater überzeugt. "Dabei kann man den Verlauf des Muskelschwunds bremsen!" "Wir sprechen von Sarkopenie, wenn sowohl die Muskelmasse als auch die Muskelfunktion deutlich abgenommen haben", so Cederholm. Neben mangelnder Bewegung und chronischen Krankheiten kann vor allem auch die Ernährung den Funktions- und Kraftverlust beschleunigen. Ältere Menschen verbrauchen weniger Energie, deshalb essen sie meist auch weniger als in jüngeren Jahren. Dabei reduzieren die meisten Menschen den Gesamtumfang ihrer Mahlzeiten. "Im Alter kann der Körper jedoch Eiweiß schlechter verarbeiten", erklärt Cederholm. "Deshalb müssten ältere Menschen eigentlich mehr Protein zu sich nehmen, um den Muskelabbau zu begrenzen."  

"Die Basis der Behandlung ist gezieltes Krafttraining, insbesondere für die größten Muskeln des Körpers", betont Cederholm. "Der zweite Pfeiler ist eine Ernährungsumstellung." Ältere Menschen sollten die Aufnahme von Kohlenhydraten und Fett reduzieren und dafür den Proteinanteil in ihrem Speiseplan erhöhen, so der Experte. "Das Eiweiß sollte dabei nicht nur aus Fleisch stammen. Auch Fisch und Hülsenfrüchte sind wertvolle Eiweißquellen. Die Vielfalt zählt." Ärzte müssten Patienten bei dieser Umstellung beraten.

Für die Zukunft wünscht sich Cederholm, dass Sarkopenie präventiv angegangen wird, bevor ein Mensch Einschränkungen erleidet. "Wir müssen das Wissen aus der Geriatrie auch auf jenen Teil der Bevölkerung ausdehnen, der auf das Alter zugeht." Zudem hofft er, dass sich aus der ernährungswissenschaftlichen Forschung weitere Behandlungsansätze ergeben. "Es ist absehbar, dass es gut ausbalancierte Nährstoffpräparate geben wird, die muskelaufbauende Effekte haben werden."

Der international anerkannte Experte für die Ernährung des älteren Menschen wird in einer Keynote-Lecture auf dem 29. Jahreskongress der DGG vom 28. bis 30. September in Frankfurt am Main erläutern, wie Nährstoffe den Muskelschwund beeinflussen und welche medikamentösen Therapieansätze bereits absehbar sind. Zudem wird er auf dem Symposium der AG Ernährung über die Fortschritte berichten, eine weltweit einheitliche Definition für Mangelernährung zu entwickeln.

  • Informationen und Anmeldung zum Kongress: www.geriatrie-kongress.de