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Missbrauchsskandal: Caritasverband ist in Sorge
Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich in einer tiefen Krise. Die Zahl der Kirchenaustritte steigt wieder stark an. Das bereitet den Vorständen der Ortscaritasverbände im Bistum Essen große Sorge. Sie reagieren mit einem Appell an die Kirchenmitglieder: „Alle, die in der Kirche sind, bitten wir: Bleiben Sie! Obwohl es viele nachvollziehbare Gründe und Anlässe gibt, zu gehen. Mit jedem Austritt wird aber auch unsere Arbeit mit Wohnungslosen, Prostituierten, Menschen mit Behinderung, Schwangeren oder Sterbenden geschwächt“, heißt es in dem gemeinsamen Aufruf.

Die zehn Ortsverbände fordern den Missbrauch konsequent aufzuklären, zu verfolgen und zu verhindern: „Das systematische Versagen vieler kirchlicher Verantwortlicher in der Vergangenheit stellt die Identifikation mit uns als kirchlichem Arbeitgeber mitunter auf eine harte Probe. Wir fordern:
- dass die Kirche konsequent die Perspektive der Opfer berücksichtigt und sie in allen relevanten Prozessen einbezieht. Ihr Leid muss anerkannt werden und die Kirche muss großzügig sein bei der Entschädigung. Ferner muss die Kirche Unterstützung der Selbstorganisation der Betroffenen leisten.
- eine schonungslose Aufklärung der Missbrauchsfälle in unserem Bistum und in allen Bistümern
- das kompromisslose Ziehen von personellen Konsequenzen bei festgestellter Schuld
Zudem setzen sich die Ortscaritasverbände im Bistum Essen unter anderem für eine wirksame Kontrolle kirchlicher Hierarchien durch Laien, eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral sowie das Diakonat der Frau als Schritt für eine Gleichberechtigung von Frau und Mann in der Kirche.
Ein weiteres Thema beschäftigt die Caritasverbände derzeit als katholische Arbeitgeber. Mit dem Comingout von 125 kirchlichen Mitarbeitenden wurde die Diskriminierung von homosexuellen und transidenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in kirchlichen Institutionen öffentlich. Die Caritasverbände im Bistum Essen fordern eine Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts, damit die Diskriminierung von homosexuellen und queeren Mitarbeitenden beendet wird sowie ferner die kirchliche Segnung homosexueller Paare und Menschen.
Mit knapp 6000 Beschäftigten ist der Caritasverband für das Bistum Essen mit seinen Ortsverbänden laut eigener Aussage einer der größten katholischen Arbeitgeber in der Region. „Wir genießen zumeist ein hohes Vertrauen in Bevölkerung, Politik, Verwaltung und in den Stadtgesellschaften unserer Kommunen und Kreise. Diese Reputation, die unsere Haupt- und Ehrenamtlichen jeden Tag mühevoll und mit hohem Einsatz erneut verdienen, sehen wir in Gefahr. Als katholischer Wohlfahrtsverband stehen für ein positives Bild von Kirche“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
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