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Küchenmitarbeiter sind nun sichtbar
Das Marienhaus in Morbach nutzte einen Ersatzneubau für die Umstellung von der zentralen Küche auf die Wohnbereichsküchen. Der "Bewohnerkontakt" war für die Küchenmitarbeiter eine große Umstellung – und birgt gleichzeitig ein enormes Potenzial.

Küchen auf den Wohnbereichen werden zum Mitspieler und Erfolgsfaktor. Foto: Nina Skripietz
Im März dieses Jahres eröffnete das neue Marienhaus Seniorenzentrum St. Anna im rheinland-pfälzischen Morbach. Mit seinen drei Wohnbereichen ist es an das Hausgemeinschaftskonzept angelehnt. Die Bereiche beherbergen jeweils 30 Bewohner, fallen also etwas größer aus als die klassischen Hausgemeinschaften. Dennoch sollte das Leben in den Bereichen so familiär wie möglich gestaltet werden – dazu gehört auch die Zubereitung der Mahlzeiten.
Man entschied sich, auf eine zentrale Küche – wie es sie in dem ursprünglichen Haus gab – zu verzichten und stattdessen Küchen auf den Wohnbereichen einzurichten, in denen möglichst eigenständig gekocht werden kann. Das Ganze wurde zusammen mit dem Verpflegungsdienstleister apetito durchgeführt, der auch die Mitarbeiter der Einrichtung zu dem neuen Konzept geschult hat. "Dabei ging es vor allem darum, den Mitarbeitern über ihre Profession hinweg aufzuzeigen, wie sie sich als Team aus Pflege, Hauswirtschaft und Alltagsbegleitung zusammenfinden", berichtet Einrichtungsleiter Wolfgang Berg.
Für die Bewohner ergibt sich durch das Konzept den besonderen Vorteil, dass sie in die Zubereitung der Speisen einbezogen werden können und auch Kontakt zu den Mitarbeitern der Hauswirtschaft haben. "In den Wohngruppenküchen findet Alltag statt. Dazu gehört die Vor-, Zu- und Nachbereitung der Mahlzeiten", ergänzt Ralf Oberle, Bereichsleiter Business Development apetito catering. "Die Mitarbeiter sind sichtbar, gehen in Kommunikation. Es entsteht Teilhabe und Beziehungsaufbau. Aktivitäten mit den Bewohnern wie Kuchen backen oder Gemüse schnippeln können eingeplant werden. So wird die Küche zum Lebensmittelpunkt."
Spontan auf Bewohnerwünsche eingehen
Auch das Küchenpersonal hat in den Schulungen gelernt, wie es spontan auf die Bewohner reagieren und sie einbeziehen kann. Speziell für diese Berufsgruppe war die Umstellung jedoch eine größere Herausforderung. "Die Mitarbeiter aus der Küche kennen es ja nicht, dass sie von den Bewohnern und den anderen Mitarbeitern quasi bei der Arbeit ‚beobachtet‘ werden", erzählt Wolfgang Berg. "In der zentralen Küche waren sie unter sich. Das ist schon etwas ungewohnt, zumal sie auch erst einmal damit zurechtkommen mussten, bei der Arbeit ‚gestört‘ zu werden. Sie werden von den Kollegen und Bewohnern angesprochen und müssen ihre Arbeit unterbrechen, aber darum geht es ja auch: spontan auf die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner einzugehen und eng mit den anderen Professionen zusammenzuarbeiten".
Die Anforderung an die Küchenmitarbeiter ändern sich, meint auch Ralf Oberle. "Das beginnt bei der Sprache und geht bis zum Verständnis von Krankheitsbildern wie Demenz. Die Küche wird Mitspieler und Erfolgsfaktor." Die neue Rolle sei eine enorme Aufwertung, Küchenmitarbeiter erlebten Selbstwirksamkeit und Wertschätzung, seien eingebunden und tragen Mitverantwortung für die Gestaltung jeden Tages, so Oberle. "Sie treten sozusagen aus der Kulisse auf die Bühne und werden zu Akteuren. Aus meiner Sicht sollte das nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein."
Einrichtungsleiter Wolfgang Berg will weiter daran arbeiten, die Abläufe auf den Wohnbereichen noch familiärer zu gestalten. "Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Essen in großen Schüsseln auf den Tischen serviert wird, wie man es auch zu Hause macht." Zunächst geht es jedoch darum, dass sich alle Beteiligten an das neue Konzept gewöhnen und sich das neue multiprofessionelle Team gut entwickelt. (ck)
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