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Klaus Dörner ist verstorben
Prof. Dr. Klaus Dörner, der große Sozialpsychiater, Medizinhistoriker und Vordenker, ist am 25. September in Gütersloh im Alter von 88 Jahren gestorben, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mitteilt. Er hat sich u.a. für die Öffnung der Heime eingesetzt, sowie für Menschen mit Demenz und anderen schweren Beeinträchtigungen. Seit seiner Pensionierung 1996 beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit der Altenhilfe und speziell mit Alternativen zum Pflegeheim.

Dörner war entschiedener Gegner der Institution Heim als Versorgungsform und Ärztlicher Direktor des LWL-Klinikums Gütersloh, wo er 1980 als neuer Ärztlichen Leiter antrat und bis zu seinem Ruhestand 1996 arbeitete. “Klaus Dörner entwickelte sich zum wohl bekanntesten und überzeugendsten Pionier einer konsequenten Sozial – und Gemeindepsychiatrie in der Bundesrepublik. Sein offensiv verfolgtes Ziel war es, die traditionellen, ausgrenzenden Anstaltsstrukturen der Nachkriegszeit zu überwinden“, so LWL- Gesundheitsdezernent Prof. Dr. Meinolf Noeker.
Im Zentrum stand sein Engagement für die vielfach vergessenen Langzeitpatient:innen mit schwersten Beeinträchtigungen und Benachteiligungen. Anstelle von langjähriger Hospitalisierung und Ausgrenzung sollten sie in Wohngruppen in die Gemeinde entlassen werden. Dort sollten sie die Unterstützung erhalten, die sie lebenspraktisch benötigen. Wiedergewonnener Alltag in Normalität sollte helfen, verschüttete Fertigkeiten und Beziehungen wiederzubeleben, um Selbstbestimmung zurückzugewinnen, so der LWL. Neben der Auflösung der Langzeitbereiche und ihrer Überführung in die heutigen LWL-Wohnverbünde und LWL-Pflegezentren hatte Dörner auch den Impuls für die Gründung des Vereins “Daheim e.V.” gesetzt, der Dörner selbst in dessen letzter Lebenszeit betreute.
„Er hinterlässt eine große Lücke – als Mensch und als Psychiater, der wie nur wenige die psychiatrische Landschaft in Deutschland bis heute verändert hat“, schreibt der Psychiatrie-Verlag in einem Nachruf. Döner war Mitgründer des Psychiatrie-Verlags, in dem 1978 das berühmte Buch „Irren ist menschlich“ erschien.
Dörner, der auch vielfach Referent und Experte im Vincentz Network war, sagte in einem Interview mit Altenheim 2012, auf die Frage, ob er sich denn vorstellen könne, selbst im Heim zu leben: „Och, ich würde dort weiter meine historischen Studien treiben. Mich an frühere Jahrzehnte und gar Jahrhunderte erinnern. Und mir immer wieder sagen: Na gut, Dörner, du hast nicht gut genug gearbeitet, es gibt nicht hinreichend viele ambulante Alternativen zum Heim, und jetzt musst du halt die Zeche dafür zahlen.“ Wir werden sein Engagement für alte Menschen und seine kritische Stimme – die auch immer Antreiber für innovative Konzepte und alternative Wohnformen waren – sehr vermissen.
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