Corona
Impf-Verstöße in bayerischen Awo-Heimen
Nach den Unregelmäßigkeiten bei Corona-Impfungen in schwäbischen Heimen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) prüft die Stadt Augsburg Konsequenzen. Die Awo hatte eingeräumt, dass in Pflegeheimen nicht die vorgeschriebene Impfreihenfolge eingehalten wurde. Aber auch bei der Domicil-Altenheimgruppe gibt es Irritationen.

Die “Augsburger Allgemeine” hatte recherchiert, dass in zwei Heimen die Leiter ihre Lebenspartner als Mitarbeiter ausgegeben haben, damit diese eine frühe Impfung erhielten. So sei ein Kfz-Meister zum Pflegepersonal erklärt worden. “Die Stadt Augsburg prüft momentan, welche Konsequenzen der Vorgang entsprechend der Impfverordnung hat”, teilte Augsburgs Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne) mit. Die Awo habe alle Impfkandidaten “als Personal beziehungsweise systemrelevant gemeldet”. Die Stadt habe nun die Awo um eine Stellungnahme zu den Vorgängen gebeten.
Der Bezirksverband hat Unregelmäßigkeiten bei der Impfreihenfolge eingeräumt und eine Untersuchung angekündigt. Fragen zu den offenbar manipulierten Mitarbeiterlisten wurden allerdings nicht beantwortet. Landesweit betreibt die Awo etwa 1900 Einrichtungen und hat rund 33 000 Mitarbeiter.
Der Landesverband der Awo erhöhte den Druck auf seinen regionalen Verband. “Der Bezirksverband Schwaben wird aufgefordert, den Landesverband über den Fortgang der Angelegenheit, Ergebnisse der Prüfung und etwa gezogene Konsequenzen jeweils laufend zu unterrichten”, beschloss der bayerische Awo-Vorstand am Freitag laut einer Mitteilung.
In den vergangenen Tagen wurden etliche Fälle von sogenannten Impf-Vordränglern bekannt. Neben zwei hohen Kommunalpolitikern steht auch der Augsburger Bischof Bertram Meier in der Kritik. Er hatte sich impfen lassen, weil er als Seelsorger in Altenheimen nach Ansicht des Bistums wie Personal der Heime zu betrachten sei.
Die taz berichtete zudem von vier Geschäftsführern der Altenheim-Kette Domicil, die sich bereits am 14. Januar zum ersten Mal impfen ließen. Laut Zeitung rechtfertigte die Unternehmensgruppe das Vorgehen damit, dass die Manager immer wieder in den Einrichtungen präsent seien. Daher seien sie zur Aufrechterhaltung des Betriebes bestmöglich zu schützen. Die Frage, wie viel der 5.000 Domicil Mitarbeiter, die teilweise direkt in der Pflege arbeiten, geimpft wären, ließ die Unternehmensgruppe unbeantwortet.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) reagierte empört. “Die allererste Priorität sollten Mitarbeiter haben, die die Bewohner tagtäglich versorgen”, wird DBfK-Sprecherin Katharina von Croy in der taz zitiert.
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