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„Hauswirtschaft braucht Management“
Steigende wirtschaftliche und rechtliche Anforderungen an die Hauswirtschaft verlangen Altenhilfeeinrichtungen passgenaue Antworten ab. Vertieftes Management-Wissen in der Steuerung der Hauswirtschaft ist ein Schlüssel zum Erfolg. Hier setzt das neue Beratungs- und Informationsportal "mehrwert.care" an. Im Interview sagt dessen Gründer und "pro Hauswirtschaft"-Autor Mark Hemming, wie er Einrichtungen zum Umdenken anregen und die Hauswirtschaftsleitung in ihrer Managementrolle stärken will. Interview: Darren Klingbeil

Foto: Mark Hemming, Geschäftsführer Kaufleuten GmbH, www.kaufleuten.de
Pro Hauswirtschaft: Herr Hemming, welchen Mehrwert stellt ein professionelles Hauswirtschaftskonzept für eine Altenhilfe-Einrichtung dar?
Mark Hemming: Die Anforderungen, insbesondere wirtschaftlichen Anforderungen, die an die Hauswirtschaft gestellt werden, steigen. Schon heute ist die Refinanzierbarkeit der Hauswirtschaft über die Budgets für viele Altenhilfe-Einrichtungen eine unüberwindbare Hürde. Die Prognosen der Auswirkungen der APG DVO in NRW sind klarer Beleg für die Problematik.
Stellen Sie fest, dass Pflegeeinrichtungen und Träger diesen Mehrwert professioneller Hauswirtschaft für sich erkennen, gibt es diesbezüglich einen Trend?
Der Trend ist ganz am Anfang und wird vordergründig von wirtschaftlichem Druck getrieben. Viele Einrichtungen sehen alle Potentiale bereits ausgeschöpft und damit keine Chance, sich dem wirtschaftlichen Druck zu entziehen. Diese Position ist verständlich – alle sind nach besten Kräften um gute Ergebnisse bemüht. Es fehlt das Wissen und die Vorstellungskraft, dass es noch besser im Sinne von wirtschaftlicher gehen kann. Dennoch müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, welche Kostenbedeutung – Personal- und Sachkosten – die Hauswirtschaft verantwortet. Zudem stellt die Hauswirtschaft eines der wenigen Aktionsfelder dar, die noch nicht reguliert sind und somit freies unternehmerisches Handeln möglich ist.
Sie haben mit anderen Beratern die Plattform mehrwert.care gegründet und sprechen auf diesem vom "Spannungsfeld Hauswirtschaft". Welche Spannungsfaktoren sind es, auf die die Einrichtungen Antworten geben müssen?
Küche, Unterhaltsreinigung und Wäschebewirtschaftung lassen sich wirtschaftlich führen – das beweisen professionelle Dienstleister tagtäglich. Wissen über das Machbare, echte Kostenverantwortung und bestenfalls Profitcenterstrukturen aber zumindest ausgereifte Kostenstellenrechnungen sind entscheidende Voraussetzungen. Auf den Punkt betrachtet: Hauswirtschaft braucht Management!
Wie wollen Sie sie mit "mehrwert.care" dabei unterstützen, Antworten zu finden?
Wir erfinden keineswegs NEUES – wir wenden unsere Berufserfahrungen aus den professionellen Dienstleistungsbranchen Catering, Unterhaltsreinigung und Wäscherei auf eigenregiegeführte Bereiche nur gezielt an. Wir wissen, welche Leistungen möglich sind und welche Maßnahmen dazu erforderlich sind. Doch vor alledem steht eine objektive Bewertung der Leistungsfähigkeit. Dazu haben wir mit dem FitnessCheck ein Analysetool für stat. Pflegeeinrichtungen entwickelt, welches den Grad der Professionalisierung der Hauswirtschaft misst und Auskunft über vorliegende Einsparpotentiale gibt. Damit werden Handlungsbedarfe zur Verbesserung der Refinanzierbarkeit sichtbar.
Über welche Expertise verfügt das Berater-Netzwerk von mehrwert.care?
Wir können Hauswirtschaft – operativ wie auch betriebswirtschaftlich! Unser Team besteht aus Führungskräften der Cateringwirtschaft, Unterhaltsreinigungs- und Wäscherei-Dienstleistung.
Wen in der Einrichtung sprechen Sie mit Ihrem Know-how an?
Anstöße zum Umdenken oder Andersdenken brauchen Durchsetzungskraft – daher sprechen wir gezielt die Geschäftsführung und Einrichtungsleitung an. Dort schaffen wir die Voraussetzungen, um die Hauswirtschaftsleitung in ihrer Managementrolle zu stärken.
Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, um den Bereich Hauswirtschaft effizient und produktiv zu steuern?
Jeder Bereich hat seine ganz eigenen Kennzahlen – Verbräuche und Personalstunden je Leistungseinheit stehen im Forderung. Mit Kennzahlen und Benchmarks ist die Branche bereits übermäßig ausgestattet. Das Erstellen von Kennzahlen ist auch das geringere Problem. Kennzahlen sind Mittel zum Zweck und dienen zur Bewertung der Leistungsfähigkeit – und genau da steckt die Herausforderung. Die Kennzahl bleibt solange nur eine Zahl, solange sie nicht interpretiert werden kann. Sind 950€ Wäschekosten je Pflegeplatz und Jahr gut für diese Einrichtung? Benchmarks helfen da auch nur sehr begrenzt – unsere Beobachtung zeigt, dass es häufig an der Gleichnamigkeit der Daten mangelt. Es werden Einrichtungen unterschiedlicher Pflegegradeanteile miteinander verglichen, Sachkostenvergleiche angestellt, die ganz unterschiedliche Versorgungen beinhalten etc.. So fließen in die Kennzahl Kosten pro Beköstigungstag häufig Lebensmittelkosten für die Versorgung von Mitarbeitern oder Kosten eines hauseigenen Cafebetriebs ein und verzerren den Vergleich. Ein Kennzahlensystem macht erst ab dem Augenblick wirklich Sinn, ob abgeprüfte und individuell auf die Einrichtung abgestimmte Sollwerte erstellt wurden.
Wenn Hauswirtschaft für Lebensqualität steht, müssen die Leistungen effizient sein; sie müssen aber auch Qualitätsaspekten genügen. Wie bringt man das unter Hut – insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels auch in der Hauswirtschaft?
Durch Effizienz wird Qualität keineswegs verhindert oder reduziert – im Gegenteil, sie ist Voraussetzung dafür. Durch Effizienz schafft man einen sorgsamen Umgang mit vorhandenen Ressourcen. Davon können Mitarbeiter und Bewohner profitieren – so wird Zeit geschaffen für noch mehr Flexibilität und Individualität.
Welche Chancen haben Häuser, die in ihr Hauswirtschaftskonzept investieren? Warum lohnt es sich also, sich mit dem Thema professionell auseinanderzusetzen?
Die Chancen sind vielfältig und abhängig von der aktuellen Situation. Transparenz und Sicherheit sind sicherlich die größten Gewinne. So wird die ewige Frage nach der eigenen Leistungsfähigkeit und den verfügbaren Potentialen konkret beantwortet. Wir zeigen auf, wo und wie groß die Potentiale sind. Eine notwendige Grundlage für qualifizierte Entscheidungen über den Einsatz von Ressourcen.
Weitere Informationen mehrwert.care
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