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Gewalterfahrungen werden nicht aufgearbeitet
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP) in Köln gehören Gewalterfahrungen gegenüber Patienten, Bewohnern und Pflegebedürftigen, aber auch gegenüber Pflegenden offensichtlich zum Arbeitsalltag. Derartige Erfahrungen würden in den Einrichtungen aber kaum systematisch aufgearbeitet, so die Studie. Die Befragten wünschen sich mehr Fort- und Weiterbildung zur Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt.

Foto: AdobeStock_highwaystarz
Entsprechende Bildungsangebote zum Erkennen von Frühsignalen oder zum Umgang mit Gewalt gibt es deutlich zu selten. In Kooperation mit der B. Braun-Stiftung in Melsungen hat das DIP für die Studie bereits zum Ende vergangenen Jahres rund 400 Pflegefachpersonen und -schüler aus unterschiedlichen Einrichtungen befragt. In der Selbsteinschätzung der Befragten zum Umgang mit Gewalterfahrungen zeigt sich, dass der Grad an Sicherheit der Pflegenden schwindet, je konkreter die Gewaltsituation wird und je stärker sie sich auf Patienten, Bewohner und Pflegebedürftige bezieht. Für die Studie wurden Pflegende zu persönlichen Gewalterfahrungen in der Pflege, Angeboten zur Aufarbeitung und Prävention von Gewalt in ihren Einrichtungen, Beurteilung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten und schließlich auch zur Selbsteinschätzung im Umgang mit Gewaltsituationen befragt. Fast jeder dritte Befragte sagt, dass Maßnahmen gegen den Willen von Patienten, Bewohnern und Pflegebedürftigen alltäglich sind. Jeder Zehnte hat in jüngerer Zeit konkrete Gewalterfahrungen erlebt. Selbst in dem kleineren Teil an Institutionen, in denen es betriebliche Angebote zur Prävention und Aufarbeitung von Gewalterfahrungen gibt, bleiben konkrete Gewalterfahrungen zumeist unbearbeitet. Zugleich wird von den Befragten ein großes Interesse an der Auseinandersetzung mit Gewalt in der Pflege in Aus-, Fort- und Weiterbildung geäußert.
Die Studienergebnisse zeigten, "dass es in Krankenhäusern, Altenheimen und in der ambulanten Versorgung endlich eine neue Kultur des Hinschauens und der Achtsamkeit geben muss. Damit einhergehen müssen wirksame Angebote der Prävention und Aufarbeitung von jeglichen Gewaltsignalen und -erfahrungen in der Pflege!", sagte Professor Dr. Frank Weidner, Direktor des DIP und Leiter der Studie.
Der Studienbericht ist in Kürze auf der Homepage des DIP herunterzuladen.
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