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Gesundheitskioske für sozial benachteiligte Regionen

Unser Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist immer für eine Überraschung gut. Und da kann es in alle Richtungen gehen. Mal habe ich das Gefühl, dass es sich um spontane Eingebungen handelt und mal um wohl überlegte, ausgefeilte Ideen. Kürzlich hat er die Errichtung von bundesweit 1.000 Gesundheitskiosken in sozial benachteiligten Regionen angekündigt.

Foto: Michael Farkas Elisabeth Scharfenberg ist Pflegeexpertin. Von 2005 - 2017 war sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie einen Kommentar links oben in das Kommentarfeld!

Diese Gesundheitskioske sollen Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf niederschwellig den Versorgungszugang ermöglichen und auch die Versorgung koordinieren. Das heißt, dass die Gesundheitskioske Menschen in medizinische Behandlungen vermitteln, es soll Beratung stattfinden. Außerdem soll es Hilfestellung bei der Klärung gesundheitlicher und sozialer Probleme gegeben werden. Und jetzt stellen sich genau zwei Fragen: Wer soll in den Gesundheitskiosken Anprechpartner:in sein? Und: Wer soll das alles bezahlen?

Fangen wir mal mit Punkt 2 an: Die Kosten sollen zu 74,5 Prozent die gesetzliche Krankenversicherung, zu 5,5 Prozent die privaten Krankenkassen und zu 20 Prozent die Kommunen übernehmen. Und Punkt 1? Yes – da kommen endlich die Pflegefachkräfte ins Spiel! Pflegefachkräfte sollen, von Ärzten veranlasst, in den Kiosken einfache medizinische Routineaufgaben erledigen, etwa Blutdruck und Blutzucker messen, Verbände wechseln oder Spritzen verabreichen. Erfahrene, examinierte Pflegefachkräfte, die neben Deutsch meist weitere Sprachen sprechen, die an dem jeweiligen Standort von Bedeutung sind.

Ich finde diese Idee wirklich gut. Vor Ort ansetzen, da wo die Hilfe wirklich gebraucht wird. Wo Menschen Unterstützung brauchen, um einen wirklichen Zugang zu unserem Gesundheits- und Pflegesystem zu bekommen. Besonders gut finde ich es, hier Pflegefachkräfte aktiv und mit Verantwortung einzubinden. Vielleicht sind diese Gesundheitskioske auch ein kleiner Schritt in Richtung Substitution und weg von der ärztlichen Delegation. Wir alle wissen: Pflegefachkräfte können mehr als sie dürfen. Und trotzdem hängen sie immer noch am Tropf des Arztes, der Anweisungen gibt, die sie ausführen – um den Arzt zu unterstützen. Pflege ist eine verantwortungsvolle, eigenständige und anspruchsvolle Profession. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Gesundheitskiosk ein guter Ort zur Entfaltung von Pflegefachkräften sein könnte. Glücklicherweise handelt es sich bei der Idee der Gesundheitskioske nicht um einen Gedanken ohne weitere Substanz. Bereits im Koalitionsvertrag der Ampelregierung wurden sie erwähnt. Ich hoffe, dass die Umsetzung so schnell wie möglich stattfindet.