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Gesetze und Vorgaben: Chancen zur fachlichen Weiterentwicklung
Die 45. Jahrestagung des Berufsverband Hauswirtschaft am 8. und 9. Mai in Berlin lenkte den Blick der Hauswirtschaft u.a. auf die für die Profession geltenden Gesetze, Verordnungen und Vorschriften. Tenor der Veranstaltung: Regelungen und Normen sollten weniger als bedrohliche Einschränkung, sondern vielmehr als Chance zur Weiterentwicklung der Profession betrachtet werden.

Carola Reiner auf der 45. Jahrestagung des Berufsverbands Hauswirtschaft Anafng Mai in Berlin. Foto: D. Klingbeil
Die Vorgaben aus einem gesunden fachlichen Selbstbewusstsein heraus als Chance zur Qualitätsentwicklung in der hauswirtschaftlichen Leistungserbringung zu erkennen, appellierte Fortbildungsreferentin Carola Reiner an die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahrestagung. Diese sollten "mutig sein und nicht wie das Kaninchen auf die Schlange auf die Paragrafen schielen, sondern sich den Blick für das Wesentliche" bewahren, so Reiner. Das Einsetzen der eigenen Fachlichkeit im Umgang mit rechtlichen Vorgaben bewahre so zugleich die Kreativität, individuelle Lösungen für die eigene Einrichtung zu finden, führte sie aus. Wer stattdessen aber vor lauter Angst, in Haftung genommen zu werden, in vorauseilenden Umsetzungs-Gehorsam verfalle, riskiere sogar den Verlust von Qualität. Die Referentin sprach sich dafür aus, Vorgaben wie etwa die Allergenkennzeichnungspflicht oder Hygienerichtlinien natürlich zwingend einzuhalten. Doch forderte sie die Praktikerinnen in Praktiker auf, sich dabei immer die individuellen Gegebenheiten in ihren Einrichtungen vor Augen zu halten und z.B. aufgrund der Deklarierungspflicht nicht grundsätzlich auf Sellerie in der Speisenzubereitung zu verzichten. "Ja zum Sellerie", forderte Reiner. Weitere Appelle lauteten: "Nein zur routinemäßigen Desinfektion in stationären Einrichtungen" oder "Ja zu Koch- und Backgruppen". Auf letztere etwa aus Hygienebedenken prinzipiell zu verzichten, lehnt die Fortbildungsreferentin ab. Viel zu wichtig seien der Inklusionsgedanke und der Aspekt gesteigerter Lebensqualität für Bewohner von Pflegeeinrichtungen, wenn diese in die Speisenzubereitung nach ihren Fähigkeiten und Kompetenzen einbezogen werden. Es gebe ausreichende Hygienemaßnahmen, die das Einbeziehen der Bewohner heute möglich machten.
Die Rückbesinnung auf die professionelle Kommunikation und Begründung der eigenen Entscheidungen gegenüber Aufsichtsbehörden wie Gesundheitsamt und MDK seien schlussendlich entscheidend, wenn man Verordnungen, Richtlinien und Gesetze passend zu den Umständen vor Ort, umsetzt, erinnerte Reiner. Kommunikation in der Hauswirtschaft bedeute gleichzeitig, sich über Bedürfnisse, Bedarfe und Wünsche von Bewohnern zu informieren und sich ggf. bei Berufskollegen und auch bei den Aufsichtsinstanzen Rat einzuholen. "Fragen Sie nach!", machte Reiner den Teilnehmerinnen Mut. "Ergreifen Sie die Initiative als Einrichtung", rät sie und gleichzeitig dazu, auf Grundlage von "Fachlichkeit und der Kenntnis des eigenen Betriebs" eigene Vorschläge und Lösungen überdacht zu haben und formulieren zu können, bevor man die Kommunikation mit den Fachstellen sucht. Auch das gehöre zur professionellen Kommunikation. (dk)
Weitere Informationen zum Berufsverband Hauswirtschaft.
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