News

Forschung gegen Zivilisationskrankheiten

Zahlreiche interdisziplinäre Forschungsprojekte im Bereich der Ernährungs- und Lebensmittelforschung in Deutschland und Europa sind in den letzten Jahren erheblich durch Drittmittel gefördert worden. Der diesjährige wissenschaftliche Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellte daher die kritische Frage: "Ernährungs- und Lebensmittelforschung – werden wir den gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht?"

-

Plenarreferent Prof. Dr. Philip Calder auf dem 54. Wissenschaftlichen DGE-Kongress. Foto: Christian Augustin

"An die Ernährungs- und Lebensmittelforschung ist stets eine große gesellschaftliche Herausforderung geknüpft. Gerade in unseren öffentlich geförderten und fachübergreifenden Forschungsverbünden müssen wir sicherstellen, dass unsere Arbeit den Kampf gegen weit verbreitete gesundheitliche Probleme wie zum Beispiel Fettleibigkeit oder Diabetes tatsächlich voranbringt", brachte Prof. Dr. Karin Schwarz, Vizepräsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), dem Austragungsort des diesjährigen Kongresses, das übergreifende Thema der Tagung auf den Punkt.

Mit dem potenziellen Nutzen von Fisch und Meeresfrüchten auf die Gesundheit beschäftigte sich Prof. Dr. Philip Calder, Ernährungsimmunologe an der Medizinischen Fakultät der Universität Southampton. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass Fischverzehr dem Risiko diverser chronischen Krankheiten entgegenwirkt, einschließlich koronarer Herzkrankheiten, zerebrovaskulären Krankheiten und einigen Krebsarten. Die gesundheitsfördernden Effekte werden insbesondere auf v. a. in fetten Seefischen enthaltene langkettige n-3 Fettsäuren zurückgeführt. Deren erhöhte Aufnahme wirkt sich positiv auf eine Reihe von Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten wie Blutdruck, Thrombozytenreaktivität und Thrombose, Gefäßfunktionen sowie Entzündung aus und ist mit einem reduzierten Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität verbunden. Somit spielen diese Fettsäuren eine Schlüsselrolle in der Prävention und Verzögerung des Fortschreitens von Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Prof. Dr. John Blundell, Fakultät für Medizin und Gesundheit der Universität Leeds, thematisierte in seinem Vortrag die Mechanismen der Appetitsteuerung. Forschungsergebnisse des Psychobiologen zeigen, dass nicht nur das Fettgewebe, sondern auch die fettfreie Masse (reines Muskelgewebe) ein entscheidender Auslöser für Appetit und Hunger ist. Das erklärt, warum Fettleibige starken Appetit und auch dann noch Hunger verspüren, wenn sie ausreichend essen. Adipöse Menschen haben nicht nur mehr Fettmasse als Normalgewichtige, sondern auch mehr fettfreie Masse und damit einen höheren Grundumsatz. Seine Theorie unterstreicht, dass die Energieaufnahme durch biologische, psychologische und ernährungsbedingte Variablen beeinflusst wird. Blundell geht davon aus, dass sich dieses Wissen auf das gesellschaftliche Verständnis von Fettleibigkeit auswirken kann.

Quelle. Deutsche Gesellschaft für Ernährung