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Expo living & care: Die besten Ideen für die Pflege

Welche Strukturen müssen sich verändern, damit die Pflege in Zukunft nicht nur finanziell, sondern vor allem auch strukturell gesichert ist? Beim Auftakt der EXPO living & care rangen Vertreter:innen von Kasse, Ministerium, Trägerverband, Praxis und Arbeitnehmer:innen um die besten Ideen.

Foto: Kerstin Hamann Steve Schrader (von links) im Gespräch mit Prof. Friedrich Breyer, Beatrice Zeiger, Andreas Storm, Timm Klöpper, Thomas Knieling und Matthias Ehbrecht.

Fast immer steht die Finanzierung der Pflegeversicherung im Mittelpunkt aktueller Diskussionen. „Das darf nicht sein“, appellierte Thomas Knieling. Wie zuvor schon in seiner Keynote sprach sich der Bundesgeschäftsführer des VDAB für neue, ressourcenbasierte Strukturen in der Pflege und Pflegeversicherung aus. Denn es sei keineswegs gesichert, dass in der Perspektive genug Menschen gewonnen werden, die pflegen. „Wir müssen uns damit auseinandersetzen, was in den nächsten zehn, zwanzig Jahren an Ressourcen in der Pflege da. Und diese müsse effizient eingesetzt werden.“

Nachhaltige Finanzierung

Altenheim-Chefredakteur Steve Schrader eröffnete die Diskussion mit Prof. Friedrich Breyer. Dieser hatte im vergangenen Jahr mit Kolleg:innen im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums ein Gutachten zum Thema „Nachhaltige Finanzierung von Pflegeleistungen“ veröffentlicht. Darin warnt der Beirat vor steigenden Pflegeversicherungsbeiträgen aufgrund der alternden Bevölkerung. Er empfiehlt, die Leistungen der Pflegeversicherung nicht weiter auszudehnen und stattdessen die “Babyboomer”-Generation dazu zu ermutigen, einen größeren Teil ihrer Pflegekosten durch private Vorsorge zu decken. Diese Position betonte Breyer auch in der Podiumsdiskussion. „Der Beitragssatz wird durch die Decke gehen. Und wir haben nicht nur den zur Pflegeversicherung, sondern auch zu Kranken und Rentenversicherung.“ Seiner Meinung nach brauche man die Pflicht zu einer Zusatzversicherung, zum Beispiel Pflegetagegeldversicherung. Ein Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung sehe er nicht, da die Menschen soweit möglich sowieso sparten. „Beim ärmeren Teil, der Bevölkerung muss der Staat subventionieren“.

Mehr Geld ins System?

Ist tatsächlich zu wenig Geld im System, wie einige Leistungserbringer und manche Leistungsempfänger beklagen, oder zu viel? Andreas Storm, Chef der DAK Gesundheit, wies darauf hin, dass sich die Ausgaben der Pflegeversicherung von 1997 bis 2022 vervierfacht, die Zahl der Leistungsempfänger verdreifacht und der Beitragssatz mit der jüngsten Erhöhung durch das PUEG verdoppelt habe. Erstmals wurde ein Bundeszuschuss von 1 Mrd. Euro eingeführt. Dieser soll nun im kommenden Jahr ausgesetzt werden. „Wir brauchen etwas mehr Geld, um die Pflege abzusichern, bei der demografischen Entwicklung, die wir für die nächsten 20 Jahre haben“, so Storm. „Ein Land, das eine menschenwürdige Pflege im Alter will, muss bereit sein, dafür etwas mehr auszugeben, als wir es bisher tun.“ Denn ohne finanzielle Mittel ließen sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern und auch keine Rückkehrer:innen gewinnen.

Beschäftigte sollen sich wohlfühlen

Beatrice Zeiger, Geschäftsführerin der Arbeitskammer des Saarlandes, stellte eine Studie vor, die sich mit eben jenen Rückkehrer:innen beschäftigte. Demnach, so Zeiger, spiele das Gehalt zwar eine Rolle, aber eher eine untergeordnete. Viel wichtiger seien eine wertschätzende Führung und verlässliche Arbeitszeiten. „Die größten Herausforderungen sind interne, organisatorische, flankierende Maßnahmen und nicht so sehr das Geld“, resümierte Matthias Ehbrecht, Chefredakteur von CARE INVEST.

Timm Klöpper, Geschäftsführer von ImmoTiss, brachte einen anderen Aspekt in die Diskussion ein: „Wir haben die Herausforderung, dass die Betreiber gar nicht nachkommen, um die Mehrkosten zu verhandeln. Als Beispiel nannte er das Tariftreuegesetz, mit dem die Träger aufgefordert wurden, neue Tarife auszuhandeln. Kassen und Behörden kämen da nicht hinterher. Auch dort fehle es an Personal und manchmal auch an Know-how. Sein abschließender Appell: “Wir Pflegeprofis müssen uns zusammenschließen und gemeinsam mehr Druck machen, damit sich etwas ändert.”

EXPO living & care ist der neue Titel der renommierten Altenheim EXPO. Der Fachkongress mit mehr als 30 Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops sowie einer begleitenden Ausstellung findet am 20. und 21. Juni in Berlin statt.