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Energiehilfe für Heimbewohner an Betreiber: Kritik an Caritas
Die gestiegenen Energiepreise sind ein massives Problem für viele Pflegeheime. Wie ein katholischer Heimbetreiber in Thüringen dies abfedern wollte, stößt auf Kritik. Er rudert zurück.

Die Caritas im Bistum Erfurt steht wegen des Umgangs eines ihrer Pflegeheimbetreibers mit der auch an Pflegebedürftige gezahlten Energiepreispauschale in der Kritik. Ein Sprecher des katholischen Wohlfahrtsverbands räumte am 30. Januar auf Anfrage ein, dass Hunderte Pflegebedürftige in Heimen der Trägergesellschaft “St. Elisabeth” gGmbH per Brief darum gebeten worden seien, die Energiehilfen an den Heimbetreiber weiterzuleiten. Das Schreiben war nach Angaben Trägergesellschaft Anfang Dezember an 650 Pflegebedürftige gegangen. Über die Schreiben hatte zuerst der MDR berichtet.
Es habe sich um eine “Bitte” gehandelt, hieß es von Caritas und Trägergesellschaft. In dem Schreiben seien die Pflegebedürftigen auf die erheblichen Energiekostensteigerungen in den Einrichtungen hingewiesen worden, wie Geschäftsführer Gundekar Fürsich ebenfalls am 30. Januar in auf Anfrage erklärte. Drei Viertel der Angeschriebenen leiteten das Geld daraufhin an die Gesellschaft weiter oder bekamen es per Lastschrift abgezogen.
Die Caritas Trägergesellschaft betreibt knapp die Hälfte der 20 katholischen Pflegeheime im Bistum Erfurt. Das Bistum distanzierte sich von dem Vorgang. “Die Aktion der Caritas war nicht mit dem Bistum Erfurt und der Bistumsleitung abgesprochen”, teilte ein Sprecher mit. Bischof Ulrich Neymeyr sei empört. Er erwarte, dass die Maßnahme sofort abgebrochen werde und das bereits gezahlte oder eingezogene Geld an die Betroffenen zurückgehe.
Die SPD-Landtagsabgeordnete Cornelia Klisch bezeichnete das Vorgehen als “absolut inakzeptabel” und sprach von einem “Missbrauch der Unterstützungshilfen, die vom Bund gezahlt werden”. Die Rückzahlung sei am 30. Januar bereits veranlasst worden, hieß es von der Caritas.
Zum Zeitpunkt des Schreibens sei noch nicht bekannt gewesen, mit welche Entlastungen angesichts der gestiegenen Energiepreise zu rechnen sei, rechtfertigte Fürsich die Vorgehensweise. Inzwischen bedauere er diese. Die Trägergesellschaft sei “mit diesem Vorhaben, insbesondere die Rechnungslegung und der Einzug per SEPA-Lastschriftmandat, einen falschen Weg gegangen”, heißt es in einer Erklärung des Heimbetreibers. “Aus heutiger Sicht” wäre eine einvernehmliche Regelung mit den Pflegebedürftigen notwendig gewesen.
Wenige Tage nach dem Schreiben hatten Bundestag und Bundesrat die Energiepreisbremse für Privathaushalte und Unternehmen beschlossen.
Der Bundestag hatte außerdem ein acht Milliarden Euro umfassendes Energie-Hilfspaket für Pflegeheime und Krankenhäuser beschlossen. Die einmalige Energiepauschale für Rentner in Höhe von 300 Euro war Mitte Dezember gewährt worden. Zur Caritas gehören im Bistum Erfurt insgesamt 20 Altenpflegeheime, für die es noch andere Trägergesellschaften gibt. Dort habe es keine derartigen Vorgänge gegeben, sagte ein Verbandssprecher. Vom Thüringer Sozialministerium hieß es, landesweit seien keine weiteren Fälle bekannt.
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