Blog

Einen Rezo für die Pflege bitte!

In der Woche vor der Europawahl wurde für die Regierungskoalition, insbesondere für die Union, die Medienwelt neu justiert. Soziale Medien wie YouTube, Twitter und Facebook – ansonsten selbst fleißig genutzt – wurden plötzlich verunglimpft als Mittel, “Meinung zu manipulieren”. Was war passiert? Der YouTuber Rezo hatte in einem langen Video die aktuelle Regierungspolitik kritisiert, insbesondere die der Union. Und das Video schlug ein wie eine Bombe.

Elisabeth Scharfenberg
- Elisabeth Scharfenberg, Politikerin

Mehr als 12 Millionen Mal wurde es geklickt. Das hätte sich die Regierungskoalition für ihre Meldungen auf den sozialen Plattformen auch gewünscht.

Warum greife ich dieses viel diskutierte Thema nochmal hier in Altenheim Online auf? Als ich mir das besagte Video angeschaut habe, da dachte ich: Irgendwie nix Neues, was der junge Mann mit den blauen Haaren da erzählt. Er beruft sich quellengestützt auf Tatsachen zur Klimapolitik der GroKo. Er macht aufmerksam, dass hier seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, den lauwarmen Worten die konkreten Taten fehlen. Genau wie in der Pflege. Wie viele Jahre und Legislaturperioden hören wir schon vom Pflegenotstand, von den schlechten Bedingungen in der Pflege? Und wie viele Jahre sind sich Pflegeexperten einig, dass endlich gehandelt werden muss?

Was fehlt, ist etwas, das einschlägt wie eine Bombe. Etwas, das Wellen schlägt in der Politik wie dieses Video. Etwas, das jüngere Menschen in unserem Land auf die Straße treibt.

Derzeit gehen Schülerinnen und Schüler, inspiriert von einer jungen schwedischen Klimaaktivistin, auf die Straße, um für ihre Zukunft zu demonstrieren. Sie haben dabei die Klimakatastrophe im Blick. Doch "Zukunft", die umfasst auch unsere Pflegesituation. Wenn wir pflegepolitisch so weiter machen, dann haben wir es bald nicht mit einem Pflegenotstand, sondern mit einer handfesten Pflegekatastrophe zu tun.

Ich wünsche mir einen Rezo und eine Greta Thunberg für die Pflege. Videos auf YouTube, die viral gehen und die Pflegetatsachen benennen. Schülerinnen und Schüler, die deutlich machen, dass die pflegerische Versorgung ihrer Großeltern, ihrer Eltern und in Zukunft auch ihre eigene, ihnen Kopfzerbrechen macht und die ein "Weiter so" nicht mehr akzeptieren. Die GroKo hat bei der Europawahl schmerzlich erlebt, wie wirksam Rezo & Co hier sein können.