Corona

EHS: Impfpflicht muss kommen

Im Vorfeld der Abstimmung über eine allgemeine Impfpflicht an diesem Donnerstag (7. April) im Bundestag fordert die Evangelische Heimstiftung (EHS) den Gesetzgeber auf, sich für diese auszusprechen. „Um die Pflege vor dem drohenden Kollaps zu bewahren“. Die Impfplicht sei auch notwendig, um Schritte zurück in die Normalität zu gehen. Doch ob sich eine Mehrheit der Parlamentarier für einen der eingebrachten Gesetzentwürfe für eine allgemeine Impfpflicht aussprechen wird, ist derzeit ungewiss.

Foto: EHS EHS-Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider ist überzeugt: Der Gesundheitsschutz kann in einer endemischen Lage durch die allgemeine Impfpflicht und zielgenaue Schutz- und Testkonzepte erfüllt werden.

„In letzter Zeit beschäftigen sich Bund und Land eher damit, die Verantwortung für die anhaltende Coronakrise hin und her zu schieben“, meint Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung mit Sitz in Stuttgart. „Wichtiger wäre es doch, vorausschauend einen Weg aus der Pandemie aufzuzeigen. Darauf warten die Menschen händeringend, vor allem in der Pflege“. Es ist Zeit für etwas mehr Mut und einen Strategiewechsel: Raus aus der Pandemie und zurück zu Eigenverantwortung und Normalität. „Wir wissen mittlerweile, wie wir dem Gesundheitsschutz in einer endemischen Lage Rechnung tragen“, sagt Schneider, „dafür müssen nun die Voraussetzungen geschaffen werden“. Zwei Schritte seien dafür notwendig.

Erstens: Allgemeine Impfpflicht einführen

Der wichtigste und wirkungsvollste Schutz gegen schlimme Krankheitsverläufe sei und bleibe die Impfung, so die EHS in einer Mitteilung. Eine hohe Immunisierungsquote in der Bevölkerung reduziere das Ansteckungs- und Krankheitsrisiko und damit auch die Gefahr, dass das Virus in Pflegeheime eingeschleppt werde. Damit sei die allgemeine Impfplicht auch die wichtigste Voraussetzung dafür, dass in den Pflegeheimen wieder Normalität einkehre. Eine hohe Impfquote bedeute die Chance auf Rückkehr zur Normalität, „denn Pflege brauche Nähe, Zuwendung, Berührung und vor allem freundliche Gesichter, die sich nicht den ganzen Tag hinter Masken verstecken müssen“, so die EHS. Schneider: „Wir hoffen inständig, dass sich unsere Abgeordneten im Bundestag dieser Verantwortung bewusst sind und die allgemeine Impfpflicht sowie die Einführung eines Impfregisters beschließen“, sagt Schneider. Es wäre fatal, wenn sich diejenigen durchsetzten, die trotz all der schlimmen Erfahrungen aus der Pandemie einer Impfung skeptisch gegenüberstehen. „Es darf doch nicht sein, dass wegen einer lauten Minderheit die Gesundheit der großen Mehrheit aufs Spiel und die Freiheitsrechte aller eingeschränkt werden“, sagt Schneider. Würde die allgemeine Impfplicht nicht beschlossen, müsse der Gesetzgeber so konsequent sein und die einrichtungsbezogene Impfpflicht aufheben. Komme die allgemeine Impfpflicht nicht, „wäre das ein weiterer eklatanter Vertrauensbruch, den auch die Coronaprämie nicht mehr kitten kann“, ist Schneider sicher. Die Mitarbeitenden in den Pflegeeinrichtungen fühlten sich verschaukelt, wenn ihnen unter Androhung der Arbeitslosigkeit eine Impflicht auferlegt wird, während Besucher und Bewohner ungeimpft in die Heime dürften. „Wir brauchen 2G+ im Pflegeheim: Alle Personen, die ein Pflegeheim betreten, müssen zukünftig geimpft, genesen und getestet sein“, ist Schneider sicher. Und dazu brauche es eine allgemeine Impflicht.

Zweitens: Eigenverantwortung zurückgeben

Die allgemeine Impfpflicht könne den Strategiewechsel in die endemische Lage einläuten, führt die EHS aus. „Die Reduzierung der Quarantänezeit auf fünf Tage ist nichts Halbes und nichts Ganzes“, sagt Schneider, „stattdessen muss die Quarantäneregelung für alle symptomlosen Mitarbeitenden, die sich nicht krank fühlen und arbeiten können, aufgehoben werden“. Das gleiche müsse für Bewohner gelten. Derzeit füllten sich wieder Geschäfte, Bars und Stadien mit ungeimpften, ungetesteten Menschen, die nicht einmal eine Maske tragen. Gleichzeitig würden alte, pflegebedürftige Menschen im Zimmer isoliert, obwohl sie keine oder wenig Symptome hätten und drei, sogar vier Impfungen. Dafür hat man bei der Heimstiftung kein Verständnis mehr. „Wir tragen als Pflegeheimbetreiber die Verantwortung für die Lebensqualität und für den Gesundheitsschutz unserer Kunden“, sagt Schneider, „dann brauchen wir auch die Kompetenz, um entsprechend zu handeln“. Wenn es gelänge, mit der Impfplicht die Impfquote auf über 90 Prozent zu halten, könne mit gezielten Test-, Hygienekonzepten und differenzierten Maskenpflichten dem Gesundheitsschutz auch ohne Isolationsmaßnahmen Rechnung getragen werden. Für die Heimstiftung steht fest: Die Zeit ist reif für mehr Eigenverantwortung, für Pflegeunternehmen und ihre Mitarbeitenden und für Pflegebedürftige und Angehörige. Schneider setzt nach wie vor darauf, dass der politische Wille in Berlin da ist, die allgemeine Impfpflicht und das Impfregister rechtzeitig vor der nächsten Coronawelle einzuführen: „Es wäre unverantwortlich, wenn wir nach all dem Leid der zurückliegenden Coronajahre im Herbst in der nächsten Welle und dann auch definitiv vor dem Kollaps der Pflege stehen würden“.