Corona
Die Wissenschaft hilft in der Corona-Quarantäne
Die Wissenschaft hat die Problematik der sozialen und körperlichen Distanz erkannt und geht sie national wie international an. Das Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke will zur Bewältigung des Problems mit zwei Projekten beitragen.

Prof. Dr. Margareta Halek: "Wir möchten die individuellen Lösungsansätze bündeln und sie so einer größeren Gruppe an Einrichtungen zur Verfügung stellen." Foto: Uni Witten/Herdecke
Für Pflegeheime sind strenge Regeln zum Infektionsschutz erlassen worden, die Einrichtungen vor große Herausforderungen stellen. Um den Erlassen Folge zu leisten, müssen Kontaktreduktion und -Vermeidung durch Schaffung von speziellen Bereichen, starke Reduktion von Besuchen und Einschränkungen im gewohnten Alltagsleben der Bewohner umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang müssen Bewohner mit Folgen der körperlichen und sozialen Distanz zurechtkommen.
Die Problematik der sozialen und körperlichen Distanz ist in der Wissenschaft und Versorgung erkannt und wird national und international angegangen. Das Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke trägt zur Bewältigung des Problems mit zwei Projekten unter der Leitung von Prof. Dr. Margareta Halek bei: "Pflege ist ohne Körperkontakt und Interaktion fast nicht zu denken. Zumal mindestens die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner in Altenheimen eine kognitive Beeinträchtigung hat. Für diese Menschen ist die derzeitige Situation besonders schlimm, da sie sie kaum mehr erfassen und deuten können. Ein sozialer und emotionaler Zugang ist da mitunter die einzige Kommunikationsmöglichkeit."
Unter der Koordination der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) e.V. in Person von Prof. Daniela Holle von der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum leitet Halek die S1-Leitlinie zur "Sozialen Teilhabe und Lebensqualität in der stationären Altenhilfe unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie" bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF). Die Leitlinie entsteht in Zusammenarbeit mit weiteren AWMF-Fachgesellschaften, dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe sowie Vertretern stationärer Einrichtungen und weiteren Organisationen. Ziel ist hierbei eine zeitnahe Veröffentlichung von Expertenempfehlungen zur Sicherung sozialer Kontakte und Aktivitäten für Bewohner.
Ein zweites Projekt zu dieser Thematik am Lehrstuhl für Pflegewissenschaft wird durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Auch dieses Projekt fokussiert die Möglichkeiten der sozialen Teilhabe in Pflegeeinrichtungen trotz Covid-19. Ziel des Projektes ist es, sehr praktische Handlungsempfehlungen digital für die Pflegeheime bereitzustellen, wie soziale Teilhabe trotz der Schutzmaßnahmen im Pflegealltag gut funktionieren kann.
"Viele Pflegeeinrichtungen haben sicherlich ihre ganz eigenen Lösungen gefunden, um unter den Infektionsschutzmaßnahmen Kontakte mit Bewohnerinnen und Bewohnern aufrecht zu erhalten. Und sie wissen auch, wie wichtig für diese Personen der soziale Kontakt ist. Wir möchten diese sehr individuellen Lösungsansätze bündeln und sie so einer größeren Gruppe an Einrichtungen zur Verfügung stellen. Eine dringende Frage ist zum Beispiel, wie bei Menschen mit Demenz und Bewegungsdrang die Quarantäne eingehalten werden kann, welche praktischen Ideen gibt es? So können wir das Wissen Einzelner systematisieren und diese können wiederum mit ihren kreativen Lösungsvorschlägen anderen unter die Arme greifen", so Margareta Halek.
Mithilfe eines Online-Surveys mit Pflegeeinrichtungen und Interviews mit nationalen sowie internationalen Expertinnen und Experten will das Team rund um Prof. Halek innerhalb eines halben Jahres eine Onlineplattform aufsetzen, die Pflegeheimen in der akuten Situation schnell Informationen zugänglich macht und im Projektverlauf sukzessiv erweitert wird.
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