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Die Pflegerevolution
Dieser Tage wurde das zweite Rothgang-Gutachten, das die Initiative Pro Pflegereform in Auftrag gegeben hat, vorgestellt. Die Ergebnisse des Gutachtens gleichen einer Revolution. Es geht um eine komplette Neuordnung der Pflege.

Im Mittelpunkt stehen Menschen, stehen die Pflegebedürftigen und deren An- und Zugehörige. Allein dieser Ausdruck zeigt schon die Richtung, in die es geht. Denkverbote werden aufgehoben. Es wird damit deutlich, dass es viele verantwortungsvolle menschliche Verbindungen gibt, die nichts mit einer Verwandtschaft zu tun haben. Es geht in dem Gutachten weiter um die Finanzierung, die, übrigens auch unabhängig davon, neu ausgestaltet werden muss. Vom Sockel-Spitze-Tausch ist die Rede. Hier soll ähnlich wie bei einer Autohaftpflicht-Versicherung der Eigenanteil festgeschrieben werden. Im Gutachten verständigt man sich auf einen Betrag von 471 Euro – alle weiteren pflegebedingten Kosten zahlte dann die Pflegeversicherung. Das würde die Beiträge in die Pflegeversicherung in die Höhe treiben. Ich finde das in Ordnung. Aber es muss auch überlegt werden, wer diese Erhöhung trägt. Es ist wirklich an der Zeit, dass endlich Steuerzuschüsse für die Pflegeversicherung bereitgestellt werden. In anderen Bereichen, wie der Landwirtschaft etwa, da wird der Steuersack ganz schnell geöffnet, wenn der Sommer wahlweise zu nass, zu trocken, zu windig war. Warum zeigt hier unser Gesundheitsminister Spahn eine Bescheidenheit, die der Landwirtschaftsministerin Glöckner komplett abgeht?
Ergänzend dazu sollte man auch die Pflegebürgerversicherung doch endlich mal ernsthaft überdenken. Die Zeit für ideologisches Blabla ist wirklich vorbei. Besonders spannend finde ich aber, den Vorschlag, die Pflegegrade abzuschaffen und bei Begutachtungen ein individuelles Budget festzulegen, dass sich nach dem Bedarf des pflegebedürftigen Menschen richtet. Case- und CaremanagerInnen würden dann über mögliche Leistungen beraten. Die Sektoren würden aufgehoben und es gäbe Module, aus denen gewählt werden könnte. Was für ein spannendes Gutachten! In schwierigen Zeiten – und in einer solchen befindet sich die Pflege – braucht es mutige Überlegungen. Mehr vom Alten wird den Pflegenotstand nicht in den Griff bekommen. Das Rothgang-Gutachten veranlasst uns dazu mal tüchtig umzuparken im Kopf, mal aus Denkmustern auszubrechen und damit Denkverbote aufzuheben. Ich freue mich auf die Diskussion!
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