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Die Pflege in den Medien
Woran liegt es, dass Pflege so oft so schlecht in den Medien vorkommt?

Wenn anonyme Anzeigen beim MDK oder der Heimaufsicht gemacht werden, dann ist die Medienberichterstattung oft nicht weit. Mich nervt das schon seit langer Zeit, dass wir zwar sehr viel von "schlechter" Pflege lesen, im Gegenzug aber die hervorragende Pflege, die an vielen Orten und in vielen Einrichtungen stattfindet, unerwähnt bleibt. Sex sells heißt es ja so schön. Skandale lassen sich besser verkaufen als Friede Freue Eierkuchen. Das mag aus Sicht der Medien vielleicht noch nachvollziehbar sein. Aus Sicht der Pflege ist es eine Katastrophe. Eine solche Berichterstattung erweist der Pflege einen Bärendienst.
Bitte interpretieren Sie mich hier nicht falsch. Gefährliche Pflege, Übergriffe usw. – das geht natürlich überhaupt nicht und muss sofort geahndet und überprüft werden. Das passiert aber nicht im virtuellen Raum der skandalisierenden Berichterstattung. Das muss vor Ort angepackt und abgestellt werden. Da muss geschaut werden, wo die Schwachstelle ist und wie aus Fehlern gelernt werden kann. Es bringt die Pflege keinen Schritt weiter, wenn sie in der Öffentlichkeit als gesamter Berufsstand an den Pranger gestellt wird.
Mich wundert es nicht, wenn dann junge Menschen keine Lust haben, den Pflegeberuf zu ergreifen. Hier bin ich mir oft nicht sicher, ob sich die Medienwelt ihrer Verantwortung wirklich bewusst ist. Ich stelle mir bei solchen Berichten die Frage, ob es um den Skandal oder um gute Pflege geht. Dieser Tage hatte ich ein Telefonat mit einer ehemaligen Einrichtungsleiterin, die in die Mühlen einer skandalisierenden Berichterstattung geriet. Da ging es nicht mehr um die Pflege, die Situation wurde zur regelrechten Treibjagd. Ich finde das schockierend, insbesondere wenn wir uns bewusst machen, dass keiner vor einem solchen Shitstorm sicher ist.
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