Personal
Der Einfluss von Führung auf den Stresspegel
Gute, wertschätzende Führung ist der Schlüssel für zufriedene Mitarbeitende und wird doch zu selten genutzt. Ein Interview mit dem Coach und Berater Marc Bennerscheidt über Führungskräfte, die unterschätzen, wieviel Einfluss ihr Verhalten auf das Wohlbefinden von Mitarbeitenden hat und warum es besser ist, vorbeugend zu agieren – bevor es kracht.

Herr Bennerscheidt, wieviel Einfluss haben Führungskräfte auf den Stresspegel von Mitarbeitenden?
Eine ganze Menge, alleine schon durch ihren eigenen Umgang mit Stress, Krisen und Konflikten, haben Sie eine Wirkung, durch verbale und non-verbale Kommunikation, auf ihre Mitarbeiter:innen. Außerdem können sie durch ausreichende Kenntnisse zum Managen von Stress – den sogenannten Coping-Strategien – hilfreiche Impulse weitergeben, bzw. ihren Mitarbeitenden die richtige Unterstützung zukommen lassen!
Konflikte – ob mit Kolleg:innen, Bewohner:innen und Angehörigen oder dem Chef bzw. der Chefin belasten Mitarbeitende enorm. Wie können Führungskräfte hier vorbeugend einwirken, um drohende Konflikte frühzeitig zu lösen?
In erster Linie brauchen Sie ein Verständnis für die Wirkung von Konflikten im systemischen Kontext. Und sie sollten um ihren Einfluss wissen, den sie aus systemischer Sicht selbst nehmen können. Um sie frühzeitig zu lösen, hilft erstens eine offene Haltung für eine Lösung, zweitens erstmal die Bewerter im Außen lassen und drittens die geeignete Maßnahme zu etablieren. Das kann in Eigenregie erfolgen, manchmal hilft aber auch ein kurzer externer Blick. Weiterhin kann vorbeugend auch hilfreich sein, regelmäßige Reflexionen durchzuführen, bevor es kracht oder zu großen Konflikten kommt. Das ist auch unter Einbezug von Mitarbeitenden und/oder Bewohner:innen und deren Angehörigen durchaus möglich und schafft eine sehr offene Kommunikationskultur sowie ein Gefühl von Zusammengehörigkeit!
Wertschätzende Führung ist der Schlüssel und doch wird sie so selten genutzt und aktiv und authentisch gelebt. Wieso eigentlich?
Gute Frage!? Ich kann nur von dem ausgehen, was ich erlebe und das ist ganz oft die Unsicherheit von Führungskräften im Selbst. Nämlich gar nicht zu wissen, wie sie eigentlich sind und diese Kraft zu nutzen, sondern vielmehr etwas zu sein oder zu werden, was sie vielleicht nicht sind. Da geht viel Kraft verloren. Vielmehr kann man durch gezielte, offene Kommunikation und regelmäßiger Reflexion einiges bewirken, vor allen Dingen signalisiert man dann schon ganz viel Wertschätzung, wenn man keine Rolle mehr spielt, sondern eine Rolle mit sich und seinen Ressourcen füllt!
Für all dies braucht eine Führungskraft wirklich „gute Antennen“ und Einfühlungsvermögen. Und das hat ja nicht jede:r. Kann man das lernen?
Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund zu glauben, dass man etwas nicht lernen und fühlen kann, wenn man es denn will. So ist das auch mit den guten Antennen und dem Einfühlungsvermögen. Vielleicht gibt es stattdessen eine Möglichkeit – also wenn ich weniger empfindsam für die Schwingungen wäre – damit offen umzugehen und dem Team eine Erlaubnis zu geben, Rückmeldungen genau dazu zu geben. Das kann z. B. alle drei Monate im Rahmen einer Teambesprechung ein fester Tagesordnungspunkt sein, der ein wenig geübt werden muss. Aber wenn alle offen sind und ehrlich miteinander umgehen, kann das wahnsinnig hilfreich sein. Also, meine Antwort lautet: Du kannst niemand anderen ändern, sondern nur Dich!
TIPP: Am 7.12.2021 gibt es auf der Altenheim Konferenz Perspektiven ein Live-Coaching mit konkreten Fallbeispielen dazu, wie Sie Konflikte lösen, Stress vorbeugen und wie eine moderne Führung in der Pflege gelingen kann.
Haben Sie ein Anliegen, einen Fall der Sie schon lange beschäftigt, zu dem Sie keine Lösung finden? Möchten Sie im Live-Coaching mit den anderen Teilnehmer:innen daran arbeiten? Dann melden Sie sich gerne vorab bei der Anmeldung zur Konferenz dazu bei andreas.weber@vincentz.net und schildern Sie kurz Ihr Anliegen oder direkt Ihre Frage zu der Sie eine Lösung suchen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, melden Sie sich gerne. Sollten wir Ihren Fall berücksichtigen können, wird sich der Coach Marc Bennerscheidt mit Ihnen in Verbindung setzen, damit Sie sich vorher einmal kurz virtuell kennenlernen können und den Ablauf besprechen! Und für alle anderen Teilnehmer:innen gilt in diesem Fokus-Vortrag: Hier wird miteinander gearbeitet und die Fallgeber:in braucht evtl. Repräsentanten, die in dem Setting unterstützen. Ihr Vorteil – egal ob Sie selber den Fall geben, mit daran arbeiten oder einfach beobachten – Sie werden davon profitieren und ähnliche Situationen aus Ihrer Praxis übertragen und ableiten können.
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