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Bedarf an kultursensibler Pflege ist hoch

Ein Gebetsraum für Muslime, ein Andachtsraum für Christen, eine spezielle Speisenauswahl und besondere Pflegevorschriften: Das Altenhilfezentrum Victor-Gollancz-Haus in Frankfurt bietet kultursensible Pflege an.
Die Nachfrage sei hoch, sagt Migrantenberater Hüseyin Kurt.

Foto: dpa | Helmut Fricke Rentnerin Gülen Demirkale aus der Türkei zeigt Altenpflegerin Doreen Ohemeng aus Ghana Fotos ihrer Familie im Victor-Gollancz-Haus, einem kultursensiblen Altenheim. Im Hintergrund sitzt Hüseyin Kurt, Migrantenberater vom "Frankfurter Verband", dem Träger des Victor-Gollancz-Hauses.

Die insgesamt 123 Plätze sind in der Regel belegt, ein Viertel bis ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner hat eine Migrationsgeschichte. Sie kamen als Gastarbeiter nach Deutschland, nun sind sie pflegebedürftig und haben besondere Bedürfnisse. Das Fehlen von ausreichend ausgebildetem Pflegepersonal macht sich hier besonders bemerkbar. Türkischsprachige Pfleger und Pflegerinnen seien rar, sagt Kurt. Deutschsprachige Mitarbeiter ebenso. Die Fluktuation sei höher als früher, die Konkurrenz bei der Personalgewinnung hoch. Die Situation werde sich noch verschärfen, erwartet er.

“Die Anforderungen an die Pflege werden hier immer weiter steigen”, sagt Professor Klaus Müller von der Frankfurt University of Applied Sciences. Er spricht allgemeiner von diversitätssensibler Pflege, die den einzelnen Menschen in den Blick nimmt. Neben der Herkunft müssten weitere Faktoren wie die sexuelle Orientierung eine Rolle spielen. Individuelle Pflegekonzepte seien wichtig.

Es fehlen sprachkompetente Mitarbeiter

Damit sich dies verwirklichen lasse, brauche es Reformen. Es fehlten entsprechend ausgebildete und sprachkompetente Mitarbeiter und es stelle sich die Frage nach der Refinanzierung besonderer Angebote. Sehr viele Menschen könnten sich einen Pflegeheimplatz nicht mehr leisten.

Einen hohen Beratungsbedarf unter Menschen mit Migrationsgeschichte erlebt auch die Frankfurter Beratungsstelle für ältere Migrantinnen und Migranten “Hiwa”. Derzeit gebe es zwischen 70 und 100 Beratungen pro Monat, sagt Leiterin Yasemin Yazici-Muth. Kultursensible Pflege sei ein zentrales Thema. Auch die Beratungsstelle rechnet mit einem weiter steigenden Bedarf.

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