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Auf dem Weg zur Hauswirtschaft mit Profil

Steigende Wäschemengen, höhere Ansprüche der Nutzer, vielfältigste Materialien, fehlende Kostentransparenz, knappes Personal und hohe rechtliche Forderungen sollen im Betrieb zu einem guten Ganzen werden. Wie das geht, präsentierte der Praxistag "Brennpunkt Wäscherei" Ende Juni 2017 ganz praxisnah – veranstaltet von KlöberKassel bei Miele in Gütersloh.

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Foto: Miele Profesional

Professionelles Wäschemanagement kann zu einem echten Imagefaktor der Einrichtung werden. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist, die Balance zwischen Qualität und Wirtschaftlichkeit zu halten. "Um Qualität zu erreichen, sollten Hauswirtschaftsleitungen unbedingt Ziele definieren sowie Leistungs– und Qualitätsstandards formulieren", empfiehlt Dr. Gabriele Mönicke, Geschäftsführerin der bona fide Unternehmensberatung. Denn: "Wir brauchen Häuser mit Profil!" Bei den Zielen seien Leitziele (Philosophie) und Einrichtungsziele (z.B.: Wo stehen wir als Einrichtung und was grenzt uns von anderen ab?) zu berücksichtigen, aber auch Bereichsziele Hauswirtschaft und die Ziele für die Wäscherei, die vor allem für die Wirtschaftlichkeit wichtig sind.  Für die Leistungsstandards seien Fragen zu klären wie: Welche Leistungen müssen wir erstellen und welche Leistung wollen wir erstellen? Für die Qualitätsstandards müsse geklärt werden, wie sich Qualität definiert, wie qualifiziert die Mitarbeitenden sind und wie das Thema Qualität von den Führungskräften vermittelt wird. Mönicke: "Was die Wirtschaftlichkeit betrifft, ist es für die hauswirtschaftlichen Führungskräfte notwendig, einen genauen Überblick über die Kosten wie Personal, anteilige Kosten Verwaltung und technischer Dienst, Energie, Wasser, etc. zu haben. Sie sollten unbedingt einen detaillierten Leistungsumfang ermitteln – also eine Datengrundlage erstellen, wieviel und welche Wäsche überhaupt verarbeitet wird. Zudem ist das Wissen um den Investitionsbedarf wichtig."

Die Diplom-Ökonomin betont: "Sie verdienen Geld damit und das müssen sie auch dokumentieren und nach außen sichtbar machen. Das kann man nur in Zahlen verdeutlichen. Aus den Zahlen entwickeln sich ihre eigenen Kennzahlen selber, um sie im Laufe der Zeit miteinander vergleichen zu können. So können Sie belegen, dass das Wäscheaufkommen steigt oder sinkt – auch, auf welchen Wohnbereichen und warum. Mit den Kennzahlen können Sie eine Prognose für die nächsten Jahre erstellen und sehen, was das für Konsequenzen für die Maschinenausstattung hat." Das sei eine wichtige Grundlage für die Planung, die dann auch der Geschäftsführung vorlegt werden könne. Auf diese Weise könne sich die Hauswirtschaft auch positionieren. "Qualität ist die Übereinstimmung von Leistungen und Ansprüchen: Einsparungen können nicht die Lösung sein. Ein Heim muss schwarze Zahlen schreiben, davon hängen die Arbeitsplätze ab. Hier kann die Hauswirtschaft einen wesentlichen Beitrag zu leisten und Kennzahlen als Argument gegenüber der Heimleitung nutzen, hauswirtschaftliche Aufgaben nicht outzusourcen", stellt Mönicke vor rund 50 Teilnehmern fest. "Für die Hauswirtschaft ist es wichtig, ihre Professionalität darzustellen und zu zeigen: Wir leisten was! Denn wir sind die Leute, die dem Haus Leben geben. Die Pflege kann ein Außenstehender nicht bewerten, die Hauswirtschaft kann jeder bewerten, Stichwort Sauberkeit. Stellen Sie sich mal ein Haus ohne Hauswirtschaft vor, in dem es keine Küche, keine Reinigung und keine Wäscherei gibt…", so Mönicke.

Dass die Wäscherei einen besonderen Stellenwert im Heim hat, unterstreicht auch eine Teilnehmerin aus dem Publikum: "Die Bewohner haben bei uns einen ganz persönlichen Kontakt zur Wäscherei. Sie kommen auch häufig in die Waschküche, um nach ihrer guten Bluse zu schauen."

Welche Entwicklungen sich bei den Anforderungen an die Textilhygiene abzeichnen, präsentiert Dr. Benjamin Eilts, Senior Produktmanager für Desinfektion bei Dr. Schnell Chemie GmbH und Mitarbeiter der europäischen Normung. In Europa wird die Zulassung von Desinfektionsmittel über die Biozid-Verordnung 528/2012 geregelt. In Deutschland werden Desinfektionsmittel zum Großteil noch zusätzlich durch das Robert-Koch-Institutes RKI und den Verbund für angewandte Hygiene (VAH) begutachtet und auf Wirksamkeitslisten aufgeführt.  Durch die Biozidverordnung müssen in Europa zugelassene Produkte zur Textildesinfektion, nach einheitlichen europäischen Prüfnormen, ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen. "Die Auslobung der Wirksamkeit einer Desinfektion wird dann zwar komplizierter, aber Heime müssen nicht nach RKI-Desinfektionsmittelliste desinfizieren, wenn sie nicht gerade einen Seuchenfall haben. Dann gehört die Wäsche sowieso in den Sondermüll. "

Entscheidend sei die Frage: Welche Erreger kommen im Heim bzw. in der Wäscherei überhaupt vor, um danach das entsprechende Desinfektionsverfahren und den Wirkbereich auszuwählen. Eilts: "Man muss ja nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen, die Wäsche muss sauber, frei von Krankheitserregern und Rückständen sein." Eilts spricht sich für das validierende Waschverfahren per EN-Normen aus, wobei er unter Validierung den dokumentierten Nachweis der beständigen Wirksamkeit eines Aufbereitungsprozesses versteht. "Das Desinfektionsverfahren muss ordentlich begründet werden", so der Hygiene-Spezialist und empfiehlt, für jedes Haus individuell festzulegen, in welchem Prozess die Textilien aufbereitet werden.  Anhand einer Risikoanalyse muss dann das geeignete Verfahren/Wirkspektrum ausgewählt werden und schließlich die Wirksamkeitsnachweise der entsprechenden Desinfektionsmittel (EN, VAH, RKI) vorhanden sein.